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1. König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. - S. 16

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
16 schlage. Ta rin ruhet, in sauberes weißes Linnen sorgfältig eingeschlagen, der guteu Großmama seidenes Brautkleid; sie trägt es aus deu großen eichenen Tisch ant Fenster und schlägt die Hülle auseinander. Ja, es ist noch wie neu und wohlerl,alteu, und doch sind es heute sechsuudvierzig Jahre, daß sie es getragen. Sie schlägt die Hülle wieder darüber und schiebt das Paket zur Seite, um ein anderes daneben zu lege», das deu Rock des Bräutigams aus hechtgrauer Seide mit blauem Uutersutter und Silbertressen enthält. Dann holt und mustert sie die Schachtel, in welcher ihr Brautkranz aus grüner Seide, uebst einem Stückchen Brot wohlerhalten sich befindet, dann das Kistchen mit dem Brautfächer und das mit den Brautschuhen. Uud als sie alles wieder in gehöriger Lrduuug iu die Truhe gelegt und deu Deckel geschlossen, da faltet sie die Hände und sagt mit erhobenen Angen: „Du hast es doch recht gut mit uns gemeint, uuser himmlischer Vater!" Das ist ein Bild aus alter Zeit, das noch heute zu Herzen spricht. Wie stand es aber mit Speise und Trank zu jener Zeit? Auf dem Dorfe pflegte jede Haushaltung sich das Brot selbst zu backen. Das ging wegen Mangel an Backöfen in den Städten nicht an; allein die Bäcker besorgten nur das Backen des Brotes. Das Korn kauften große Haushaltungen auf dem Markte und ließen es dann in der Mühle mahlen. Dann bereitete die Hausfrau mit der Magd den Teig und ließ ihn beim Bäcker oollenden. Weißbrot und Semmel lieferte dagegen der Bäcker allein; jedoch die Ostersladeu, Geburtstagskuchen und Christstolleu bereitete die Hausfrau gleichermaßen wie das Brot. Galt es, etwas Außerordentliches, z. B. einen Baum- oder Stangenkuchen, herzustellen, so ließ man eine Kunstverständige ins Hans kommen; dieser wog die Hausfrau die Bestandteile au Mehl, Butter, Eier, Zucker, Gewürz u. dgl. zu, und unter den Augen derselben wurde dann das Kunstwerk iu der Küche vollendet. Außer für das Gebäck hatte die Hausfrau aber auch für Fleisch zu sorgen. Jede größere städtische Haushaltung zog daher ein oder auch mehrere Schweine auf, tue dann in den letzten Monaten des Jahres geschlachtet wurden. Das gab für alt und jung im Hause ein fröhliches Fest, auf das man sich schon lange Vorher freute. Auf dem Herde brannte ein gewaltiges Feuer unter dem großen Kessel, worin erst das Wellfleisch und dann die Würste gekocht wurden, die dann zum Teil mit den Schinken und Speckseiten in der Rauchkammer ausgehängt wurden. Verwandten und Freunden sandte man dann Wurstschüsseln. Von wohlhabenden Familien wurden auch Vorräte von Rindfleisch in Pökelfässern eingelegt, denn auf Vorrat ward sehr gehalten, da man nicht, wie jetzt, in den Fleischladen senden und nach Auswahl für Gäste das Gewünschte sofort herbeiholen lassen konnte. Die Herbeischaffung, Bereitung und Bewahrung der Vorräte aus der Pflanzenwelt erforderte nicht mindere Sorgfalt von seiten der Hausfrau, da gab es Gurken in Salz oder Pfeffer zu bereiten, Bohnen, Kraut, Obst u. dgl.
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