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1. König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. - S. 62

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
lief) großen Eindruck auf das erregbare Gemüt Alexanders. Ta empfing er, mitten in diesen Besorgnissen, eine Einladung Napoleons zu einer persönlichen Zusammenkunft. Tenn auch Napoleons Lage war von der Art, daß er sehr lebhaft den Frieden wünschen mußte. Zeine Armee war bei weitem nicht stark genug, um den Su'icg in das Innere des weiten Zarenreiches hineinzutragen, in den besetzten preußischen Provinzen gärte es in bedenklicher Weise, die schwedische Diversion in seinem Rücken hatte begonnen, England schickte sich zu einer Landung auf dem Kontinente an, und Österreich war ihm sicherlich kein zuverlässiger Freund. Mit einer Art hastiger Begier, seinen großen Gegner persönlich kennen zu lernen, ging Kaiser Alexander auf den Vorschlag Napoleons ein. Nach der alten Sitte halbbarbarischer Zeiten ward der Grenzfluß, welcher die beiderseitigen Machtgebiete voneinander trennte, für die Zusammenkunft bestimmt. Ans einem Prahm, der im Meinen festgeankert lag, war für diesen Zweck ein anmutig verzierter Pavillon errichtet. Jeder von einigen feiner Generale begleitet, begegneten sich hier am 25. Juni die beiden Kaiser; sie reichten sich die Hand, während die russischen und französischen Garden, welche die Flußufer besetzt hatten, ein lautes Hurra ertöueu ließen. Dann traten die Kaiser in den Pavillon ein, wo sie eine Stunde laug ohne Zeugen sich unterhielten. Was dort besprochen ist, wissen mir nicht. Nur das eine ist verlautet, daß Alexander die Unterredung mit Klagen über das Verhalten Englands eröffnete. Als ein völlig umgewandelter Mensch verließ der Zar den unglückseligen Prahm. Bisher hatte er sich in der Rolle eines Schirmvogts des politischen Gleichgewichts, eines Verteidigers der Unabhängigkeit der Völker gegen napo-leonische Vergewaltigung gefallen. Allein der Ruhm, den er von dieser Rolle erwartet hatte, war ihm nicht zu teil geworden, sie hatte ihm vielmehr nur Unglück und Demütigungen gebracht. Sie dem Genins eines Napoleon gegenüber fortzusetzen, mochte ihm durchaus hoffnungslos erscheinen. Mit der Schlauheit des Italieners wußte Napoleon des Zaren geknicktes Selbstgefühl wieder aufzurichten, indem er ihm ein Bündnis antrug, dessen Lohn die gemeinschaftliche Herrschaft über Europa und die unbeschränkte Befugnis war, sich auf Kosten Schwedens und der Türkei zu vergrößern. Dieser Lockung widerstand die Beweglichkeit und Bestimmbarkeit Alexanders nicht: ans dem Schirmvogt des Völkerrechts wurde der Genosse des Unterdrückers! Der Verpflichtungen gegen den alten preußischen Verbündeten wurde gar nicht gedacht; Alexander beschränkte sich, statt mit Nachdruck für den einzutreten, der unentwegt ihm stets die Treue gehalten, auf sentimentale Bitten zu Gunsten feines „unglücklichen" Verbündeten. In etwas wenigstens mußte diesen Napoleon Rechnung tragen. Es fand eine zweite Zusammenkunft auf dem verhängnisvollen Prahm statt, ait welcher auch der König von Preußen teilnahm. Friedrich Wilhelm zeigte auch bei dieser Gelegenheit feine einfache, schlichte Haltung; er dachte nicht daran, Na-
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