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1. König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. - S. 103

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
103 Ms daraus nichts wurde, setzte Napoleon ein furchtbares Aussaugungssystem ins Werk, um die Lebenskraft des ebenso gehaßten, wie gefürchteten Staates zu zerstören. Um das Land von der Occupatiou zu befreieu, ging der ritterliche Prinz Wilhelm nach Paris und erbot sich bis zur völligen Abzahlung der Kriegskontribution in französischer Hast zu bleiben; es war umsonst. Tein verarmten Lande wurden au Kontributionen und Lieferungen eine Milliarde und 129 Millionen Franken abgepreßt. Als die Franzosen endlich den Betrag ihrer Forderungen angaben, verlangten sie noch 1ö41/2 Millionen. Die preußischen Behörden berechneten den zu zahlenden Rest nur auf 19 Millionen, da nach Napoleons Versprechen die Lieferungen von der Kontribution abzuziehen waren. In dem Jahre 1808 konnte es zuerst scheinen, als werde der Fremdherrscher eine empfindliche Einbuße seiner Machtstellung erfahren. Das russisch-französische Bündnis stand auf schwachen Füßen, und weint der Zar auch dasselbe noth ausnutzte und an die Eroberung Finnlands ging, so blieb ihm doch nicht ver- borgen, daß Napoleon trotz aller Frenndschastsversicherimgen seine orientalischen Pläne im geheimen durchkreuzte. Spanien, dessen König Ferdinand durch List und Gewalt in Bayonne zur Abdankung gezwungen war, wollte von dem ihm aufgedrungenen Joseph Bon aparte nichts wissen, die Nation erhob sich: am 22. Juli 1808 zwangen die Spanier 20 000 Franzosen zur Kapitulation (bet Baylen in Andalusien); kaum einen Monat später bereiteten die in Portugal gelandeten Engländer unter Wellesley (Wellington) dem Heere Jnnots ein ähnliches Schicksal: ein Guerillakrieg entspann sich, in dem die Spanier zwar nicht immer siegreich waren, aber die altbewährten Soldaten Frankreichs sich allmählich aufrieben. Aller Wahrscheinlichkeit nach mußte Napoleon selbst versuchen, die Halbinsel zu bezwingen und den Hanptteil seiner Truppen aus Deutschland mitführen. Daraus bauten alle Patrioten Österreichs und Preußens ihre Hoffnung; die Wiederversöhnung beider Mächte begann. Auch König Friedrich Wilhelm war im Herzen für den Krieg, aber er glaubte, den Kamps nur an der Seite Rußlands wagen zu dürfen. Und wahrlich, ohne diese Hilfe wäre der Krieg ein Akt der Verzweiflung gewesen: der leidenschaftliche Kleist durste wohl eine solche Politik empfehlen, aber der König hatte die Pflicht, den Staat zu erhalten: die Entthronung der Hohenzollern wäre die Vernichtung Deutschlands gewesen. Dennoch war selbst Scharnhorst mit dem Verhalten und den Ansichten des Königs in jenen Tagen nicht einverstanden. Allein alle Hoffnungen und Wünsche der Kriegspartei schnitt ein unglücklicher Zufall plötzlich ab: ein Schreiben, in welchem Stein den Fürsten Wittgenstein aufforderte, die Unzufriedenheit im Königreich Westfalen zu schüren, fiel Napoleons Spionen in die Hände und erschien ant 8. September int „Moniteur". Jetzt drang Napoleon unter furchtbaren Drohungen auf die Entlassung des „Verschwörers" und zwang zu gleicher Zeit den Prinzen Wilhelm zur Unterzeichnung des drückenden Pariser Vertrages.
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