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1. König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. - S. 179

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
179 22. Kriegs schrecken und Kriegselend. Gustav Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit. 4. Band. 7te Aufl. Leipzig 1872. Ter wilde Sirieg hatte begonnen. Um die Lieben, die gegen den Feind rangen, um das Geschick des Vaterlandes sorgten unablässig die Zurückgebliebenen. Kein Tag, der nicht Gerüchte, kein Posttag, der nicht bedeutungsvolle Ereignisse verkündete. Das eigene Leben schwand fast dahin vor der Sehnsucht und Erwartung, womit man über die Stadtmauern in die Ferne sah. Jeder kleine Erfolg der Waffen erfüllte mit Entzücken; an der Thür des Rathauses, in der Kirche, im Theater, wo sich irgend Menschen zusammenfanden, wnrde er verkündet. Am 5. April war das Gefecht bei Zehdenik, der erste zweifellose Sieg der Preußen; weit herum in der Landschaft eilten die Leute auf die Kirchtürme, zuerst eine Kunde zu erspähen. Und als der Geschützdonner schwieg und die frohe Botschaft durch die Landschaft lief, da kannte die Freude keine Grenzen. Alles Löbliche wurde stolz gerühmt, vor allem die tapfere Batterie, welche mit Geschütz und Pulverwagcii durch den brennenden Flecken Leitzkau auf den Feind zugejagt war, mitten durch die Flammen, welche über ihr zusammenschlugen: dann die schwarzen Husaren mit dem Totenkopf, wackere Litauer, welche die geputzten roten Husaren aus Paris beim ersten Ansprang überritten hatten, lind als der Gutsherr des Fleckens darauf in den Zeitungen für feine armen abgebrannten Leute sammelte und sich dabei entschuldigte, daß er in solcher Zeit noch für Prmatuuglück Hilfe erbitte, da vergaß man auch die Landsleute nicht, welche dort zuerst durch den Krieg gelitten hatten. Lauter wurde das Getöse des Krieges, grimmiger der Zusammenstoß der Massen, Siegesjubel und bange Sorge nahmen in schnellem Wechsel die Herzen der Zurückgebliebenen gefangen. Nach der Schlacht bei Großgörfchen wurde verkündet, daß beit Verwuudeteu Hilfe not thue: Decken, Binden, Verbandzeug. Ta begann überall im Volke ein Sammeln von Leinwand und ein Eharpie-znpfen. Unermüdlich zogen Kinder und Erwachsene die Fäden alter Leinwand auseinander, die Frauen schnitten Binden, der Lehrer sogar schnitt in der Schule mit der Papierschere die Lappen zurecht, welche ihm Mädchen und Knaben nach seiner Forderung von Hanse mitgebracht hatten, und mit heißen Wangen zerzupften die Kinder, während er lehrte, ihre Stücke zu großen Ballen. Es wurde eine gewöhnliche Abendarbeit der Familien; es konnte den Kriegern doch ein wenig helfen. In der Nähe der Verbündeten Heere, in den Hauptstädten wurden große Lazarette eingerichtet, überall traten die Frauen helfend dazu: Hofdamen, Schriftstellerinnen, treue Hausmütter. Den Gatten, den Freunden, den Zeitgenossen war dieser Eifer natürlich und selbstverständlich. In rühmlicher Weise thaten deutsche Hausfrauen an allen Orten ihre Pflicht, mit größter Selbstverleugnung, opferfreudig, in stiller, dauerhafter Kraft. 12*
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