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1. König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. - S. 329

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
329 cm welchen Rom so unendlich reich ist: doch war ihr dabei weh nms Herz; denn in der Krankheit des Königs zeigte sich keine Besserung. Ohne Hoffnung für dieses Leben kehrte Elisabeth mit ihrem kranken Gatten im Sommer 1859 nach Sanssouci zurück; auch der Frühling und Sommer 1860 brachten dein Könige keine Linderung. In der letzten Zeit seines Siechtums war Elisabeth und ihre Liebe das Einzige, was auf den König Einfluß hatte. Ihr Anblick, ihr Schritt, ja das Rauschen ihres Kleides belebte ihn und hat oft ein leises Lächeln über sein Antlitz fliegen lassen. Und als er Monate hindurch kein Wort mehr gesprochen, rang es sich einmal langsam, aber dent-lich ans Elisabeths Frage, ob er kein Wort für sie habe, von seinen Lippen: „Meine teure, heißgeliebte Frau!" Es war sein letztes, deutlich ausgesprochenes Wort. Am 2. Januar 1361 ist der stille Dulder heimgegangen. „Was für eine Wüste!" seufzte die Königin Elisabeth, als sie von der Bestattung ihres Gatten heimgekehrt war, „und durch solche Wüste geht mm mein ganzes Leben." Aber ihr Leben wurde doch keine Wüste, sondern ein fortgesetzter Liebespfad, noch fast zwölf Jahre hindurch. Von all den herrliche» Schlössern, die sie einst ihr eigen genannt hatte, bewohnte sie abwechselnd mir noch drei: Sanssouci, in dessen Nähe der Sarg ihres Königs stand, Charlottenburg, wo nach seiner Bestimmung im Mausoleum seiu Herz zu den Füßen der Eltern ruhte, und Stolzenfels am Rhein, das er für sie ausgeschmückt hatte. Allnächtlich legte sie ihr Haupt auf das Kiffen, auf welchem Friedrich Wilhelms Haupt im Sterben gelegen hatte; auf jeder Reise führte sie es mit sich. Oft sagte sie: „Wenn ich Schmerzen habe und lege das Kissen auf die Stelle, so mildert sich der Schmerz." Die Liebe, welche sie früher den Anstalten der Barmherzigkeit geschenkt hatte, veraltete nicht. Ein volles Drittel ihrer Einnahme verwandte sie zur Linderung fremder Not. Viel körperliches Leiden erschwerte ihre Tage. Ein Fußleiden, das ihr seit ihren Kinderjahren Ungemach bereitete, nötigte sie später, am Stocke zu gehen ober sieh im Sessel sitzenb tragen zu lassen; ein Herzleiben, das schon vor des Königs Tode begonnen hatte, nahm bedenklich zu. Und doch eilte sie anfangs November 1873 nach Dresden, wo ihre Zwillingsschwester Amalie, die Königin von Sachsen, auch Witwe geworden war. Elisabeth wollte die Schwester stützen und trösten. Aber wenige Tage nach ihrer Ankunft in Dresden erkrankte sie heftig au einer Erkältung, und in ihrer Not wünschte sie: „Ach, daß ich doch in meinem geliebten Sanssouci sterben könnte!" Der Wunsch ist ihr nicht erfüllt; sanft und selig ist sie am 14. Dezember 1873 bei ihrer Schwester in Dresden entschlafen. An demselben Tage, in später Abendstunde, kam der Kronprinz von Preußen, Friedrich Wilhelm, an und kniete tief erschüttert am Sterbebette der königlichen Tante. Man hörte ihn klagen: „Mir war sie eine zweite Mutter!"
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