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1. Kaiser und König Wilhelm I. - Kaiser und König Wilhelm II. - S. 164

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
164 Napoleon und seine Franzosen mit opfermütiger Hingebung geführt. Man war sofort entschlossen, den Krieg mit solcher Entschiedenheit und so lange fortzusetzen, bis nnrklich eine gründliche Niederlage Frankreich beigebracht und bis ernstlich den Franzosen das Gelüste zur Wiederholung des Krieges ausgetrieben sein würde. In dieser Entschlossenheit waren alle Teile und Stämme, alle Stände und Klassen Deutschlands einig. Tie ersten Siege des August erfüllten alle deutschen Herzen mit freudigem Stolze; nach dem Triumphe von Sedan steigerte sich dies Gefühl zu lautestem Jubel. Ter Wille des deutschen Volkes heischte schon im August mit aller Entschiedenheit einen doppelten Gewinn des Sieges: einmal, man verlangte einmütig, Elsaß und Lothringen, den alten Raub der Franzosen, für Deutschland zurückzuerwerben; sodann aber hatte jedermann das Gefühl, daß die Zeit gekommen, die Einheit Deutschlands zu vollenden; man verlangte den norddeutschen Bund durch den Zutritt der Süddeutschen zum deutschen Kaiserreich zu erweitern. In Berlin wurde am 10. August schon eine Adresse an den König Wilhelm angeregt, in welcher Männer ans allen Parteien den König ihres Patriotismus versicherten und ihn baten, nichts zu scheuen, um endlich ein einiges, freies deutsches Reich zu schaffen mit völlig gesicherten Grenzen. Ter deutsche Süden war von jugendlicher Begeisterung erfaßt, auch hier forderte man die Abrundung deutscher Einheit. Und in durchaus praktischer Weise machten sich die nationalen Forderungen damals geltend. Nicht indem man neue Anfänge in parlamentarischen Diskussionen erst anzubahnen meinte, sondern auf Grund der schon erprobten Einrichtungen wollte man den Eintritt jener vier süddeutschen Staaten in den norddeutschen Bnnd herbeiführen und damit die Idee des deutschen Kaisers und Reichs anss neue beleben. Sehr günstig war die Stimmung in Baden. Darmstadt und auch in Württemberg; dort wurde endlich, Ende August, Varnbühler beseitigt; an die Spitze trat Minister Mittnacht, ein gut deutscher Mann. Die Neuwahlen ergaben im Oktober für den Landtag eine nationalgefinnte Mehrheit. Viel schwieriger standen die Sachen in Bayern: König Ludwig Ii. besaß trotz seiner nationalen Gesinnung ein sehr lebhaftes Selbstgefühl. Man schuldet dem König bleibenden Dank, weil er im Inli jenes Jahres ohne jedes Besinnen ober Zögern zum Anschluß an Preußen bereit war, weil er das Kriegsbündnis hielt, entgegen der Ansicht der patriotischen Mehrheit in der bayerischen Kammer. Bismarck war daher gerne bereit, ans den König von Bayern alle erdenkliche Rücksicht zu nehmen. Bismarck hatte sich die staatsmännische Aufgabe gestellt, auch die süddeutschen Regierungen zum Eintritt in den norddeutschen Bund zu bewegen, ohue sie zu zwingen, ohne sie zu vergewaltigen. Nach Bismarcks Gedanken sollte das deutsche Reich auf dem freiwilligen Anschluß der deutschen Fürsten beruhen; sie sollten sich dem König von Preußen als deutschem Kaiser gern unterordnen. Er wollte die vorhandenen und berechtigten, in dem Stammescharakter der Deutschen begründeten Eigentümlichkeiten der einzelnen Teile und
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