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1. Kaiser und König Wilhelm I. - Kaiser und König Wilhelm II. - S. 168

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
168 stimmung bev zweiten Kammer zu brücken, soweit als irgenb möglich war. Man entfachte im Lanbe einen Abressensturm ans die Abgeorbneten. Tie Debatten bauerten noch zehn Tage, vom 11. bis 21. Januar. Es wiederholte sich schließlich das Schauspiel vom Juli 1870. Einzelne fielen von der Patriotenpartei ab; zuletzt würde der Vertrag mit einhnnbert ltitb zwei gegen achtundvierzig Stimmen gutgeheißen; so knapp entrann man beut Scheitern. Jetzt konnten die Ratifikationen allsgewechselt werben. Der Zusammenschluß des beutscheu Reiches hätte sich allerbiugs ohne Zustimmung und Zutritt Bayerns nicht vollziehen können; aber man hatte in Versailles boch nicht geglaubt, aus Bayern warten zu sollen. Die Kaiser-Proklamation war zuerst für den Neujahrstag beabsichtigt; dann war sie vertagt worben; endlich aber wurde es doch zu lnug. Sie wurde auf deu 18. Januar, den Gedenktag der Gründung des preußischen Königstnms, festgesetzt. Aber nicht in der deutschen Heimat sollte sie vor sich gehen, sondern inmitten des feindlichen Landes, in dem hohen Versailler Königspalast. Der Morgen des 18. Januar war angebrochen; das Leben und Treiben nahm beständig zu. Tie bunten Uniformen der verschiedensten Waffengattungen, welche an diesem festlicheil Tage in Versailles vertreten waren, gewährten einen malerischen Anblick, und ihre Zahl nahm keinen kleinen Raum in Anspruch, trotzdem sich nur einzelne Deputationen der um Paris liegenden deutschen Armeecorps an der Kaiserfeier beteiligen konnten. In der zehnten Morgenstunde begaben sich sämtliche anwesende Offiziere nach dem Schloßhofe des königlichen Palastes, um sich in der Nähe des Reiterstandbildes von Ludwig Xiv. zu sammeln. Noch waren sie nicht vollzählig erschienen, als aus der Ferne ein kriegerischer Marsch erklang, welcher allmählich näher kam; bald würden im Winb wehende Fahnen sichtbar, bis schließlich ein kleiner, aber wahrhaft majestätischer Zug in den Schloßhof einbog: es waren sechsundfünfzig Standartenträger, begleitet von einem doppelt besetzten Regiments-Musikcorps. Tie Mehrzahl der die Seinestadt belagernbeii Armeecorps hatte Fahnen gesandt. Es war ein interessanter Anblick, diese vielfarbigen, vom Winbhauch geschwellten Fahnen auf ihrer Siegeswallfahrt nach dem Königspalast zu sehen, in dessen Räumen sie nach und nach verschwanben. Eine Stunbe später erschien in Begleitung seines Generalstabes Kronprinz Friedrich und begab sich nach der Säulenhalle des östlichen Schloßeingangs, um seinen königlichen Vater zu empfangen. Eine der Bedeutung des hochwichtigen Tages angemessene Stimmung hatte sich der harrenden Versammlung mitgeteilt, welche im Laufe des Vormittags immer zahlreicher geworben war. Tell Glanzpunkt bilbete felbstver-stänblich die Galerie des glaces, in berat Räumen die feierliche Verkündigung des deutschen Kaisertums vor sich geheil sollte. An dem Mittelpfeiler der nach dem Park führenden Südseite stand ein Altar, dessen rotsamtne Tecke ein großes Eisernes Kreuz schmückte. Zur Rechten und Linken des Altars waren die von den einzelnen Armeecorps entsandten Truppen verteilt, während den Fahnen-
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