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1. Kaiser und König Wilhelm I. - Kaiser und König Wilhelm II. - S. 202

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
202 geblieben sind; an ihrer Hand ist sie in den Geist der damaligen Zeit, der in Weimar noch immer nachwirkte, eingeführt worden. Von der Natur mit reichen und edlen Anlagen ausgestattet, erhielt sie in dem elterlichen Hanse und unter der unmittelbaren Mitwirkung Goethes eine vortreffliche Erziehung. Aufs gewissenhafteste war der letztere bemüht, ihre Ausbildung zu fördern. Er selbst hielt ihr und ihrer älteren Schwester, der Prinzessin Marie, Vorträge über die mannigfachsten Zweige des Wissens, an ihrem Eifer und ihrem offenen Verständnisse sich erfreuend, und veranlaßte auch andere dazu, ihr solche zu halten. Im Sommer lebte die großherzogliche Familie meist im Lustschloß Belvedere, dem Lieblingsaufenthalt der Großfürstin, von dem Goethe der Prinzessin Augusta eine Zeichnung widmete mit den darunter geschriebenen Zeilen: „Erleuchtet draußen hehr vom Souuengold, Bewohnt im Innen:, traulich froh und hold, Erzeige sich dein ganzes Leben so: Nach außen herrlich, innen hold und froh." Von Belvedere aus wurden kleinere oder größere Spaziergänge unternommen, und recht oft ging es in die an der Ilm gelegene Walkmühle, wo die Müllersleute Vent wohnten, mit denen das großherzogliche Haus gute Nachbarschaft hielt. Tie Prinzessinnen fanden in Fritz Vent, dem Müllerssohn, den besten Freund, der ihnen £6st von den Bäumen schüttelte, auch wohl ein Brett als Schaukel über einen Balken legte zum „Wippen". Es war zu schön bei Vents; die Großmutter zauberte alles herbei, frische Milch, Honig, Obst, Schinken; auch znm Schlachtfest waren die Kinder geladen. Aber ebenso oft kehrten Vents im Schlosse ein, irgend einen Auftrag auszurichten, und Prinzeß Augusta hatte ihrem Papagei die Worte gelehrt: „Auguste, Karoline (jo hieß die Frau des Müllers Vent) ist da!" Schon früh erkannte Goethe, der mit der lebhaftesten Teilnahme der geistigen Entwickelung der Prinzessin folgte, die außerordentliche Willenskraft derselben, aus der man auf ihren festen Charakter schließen durfte, und auch Frau von Schiller hebt dieselbe schon früh an dem Kinde hervor. Von der fünfzehnjährigen Prinzessin schreibt Humboldt gegen Ende des Jahres 1826: „Tie Schwester der Prinzessin Marie, Prinzessin Augusta, soll schon in dieser frühen, kaum der Kindheit entgangenen Jugend einen festen und selbständigen Charakter haben. Ihr lebendiger, durchdringender Geist spricht aus ihrem Blick: ihre Züge sind in höchstem Grade bedeutungsvoll, und ihre ganze Gestalt wird sich in einigen Jahren gewiß noch schöner, als sie jetzt schon erscheint, entwickeln." Nach einer Zeit ernster Sammlung wurde Prinzessin Augusta ant 21. August 182 < vom Oberhofprediger D. Röhr konfirmiert. Tas von der jungen Prinzessin aus Anlaß ihrer Konfirmation von ihr selbst verfaßte Glaubensbekenntnis schloß mit den Worten: „Ich erstehe int Gebet den göttlichen Beistand zur Erfüllung meines Berufes hier auf Erden; denn ich halte denselben für eine Vorbereitung zu einem andern Leben, in welches nach dem Tode jeder Mensch ein-
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