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1. Kaiser und König Wilhelm I. - Kaiser und König Wilhelm II. - S. 299

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
299 Lebensdauer noch abkürzen werde: trotzdem zögerte er nicht einen Angenblick lang, dein Rufe des Schicksals und des Vaterlandes Folge zu leisten. Man hatte erwartet, daß er sich als Kaiser und König „Friedrich Wilhelm V." nennen werde, da er als Kronprinz immer Friedrich Wilhelm unterschrieben hatte. Aber in seiner frühesten Jugend hatte er „Prinz Friedrich" geheißen; nur auf Befehl seines Oheims Friedrich Wilhelms Iv. war er mit den beiden Namen bezeichnet worden; als „Fritz" hatte er in der Familie und im Volksmunde gegolten: „Friedrich Iii." nannte er sich deshalb als Kaiser und König. Am 7. März langten die ersten Nachrichten von dem bedrohlichen Zustande Kaiser Wilhelms in San Remo an. Sie wiederholten sich stündlich und versetzten den kranken Kronprinzen, der sich soeben erst von schwerem akuten Leiden zu erholen begann, in die schmerzlichste Aufregung. Am 8. März traf eine Depesche des Fürsten Bismarck ein, die dringend die sofortige Heimkehr des Kronprinzen forderte. Ter letztere ließ Mackenzie zu sich bescheiden und fragte ihn: „Würde meine Rückreise nach Berlin jetzt irgend eine Gesahr in sich schließen?" Auf die bejahende Antwort des Arztes äußerte der Prinz ruhig: „Es giebt Umstände, wo es die Pflicht jedes Mannes ist, sich einer Gefahr auszusetzen, und solche Umstände sind jetzt eingetreten. Ich werde übermorgen zurückreisen. Ich bitte Sie, alle ärztlichen Vorsichtsmaßregeln anzuwenden und mit dem (Hofmarschall) Grasen Radolinski darüber zu verhandeln. Ich verlasse mich auf Sie, daß Sie alle Bedenklichkeiten meiner Reife nach dem Norden möglichst verringern werden." Als am folgenden Tage dein neuen Kaiser seine hohe Gemahlin die Trauerbotschaft von dem Hinscheiden seines erlauchten Vaters möglichst schonend beibrachte, war er tief erschüttert. Längere Zeit blieb er in schmerzlicher Erregung allein in seinem Zimmer, während Kaiserin Viktoria laut weinend im Garten auf und ab ging. Ten ganzen Tag über hielten der Kummer und die Aufregung bei Friedrich Iii. an. Indes er hatte eine gute Nacht verbracht; zum erstenmal seit der Operation nahm er das Tiner mit seiner Familie ein: es schien, als ob die große Aufgabe, die seiner harrte, seine Kräfte wunderbar gestärkt hätte. Er arbeitete den ganzen Nachmittag hindurch, um die Schriftstücke, die feilt Regieruugsprogramm enthalten sollten, zu redigieren. Auch traf er Anordnungen über seine weitere ärztliche Behandlung: er behielt Mackenzie sowie die Toktoren Wegner und Kranse z» seiner beständigen Pflege, während Geheimrat von Bergmann ihn nllrnöclientlich besuchen und sein Befinden überwache» sollte. Zunächst bestätigte er, noch von San Remo ans, die bisher amtierenden Minister in ihren Stellungen. Es war das offenbar notwendig, um die Kontinuität der Verwaltung zu erhalten. Auch konnte weder noch wollte der schwer kranke Herrscher daran denken, sofort einen Bruch mit der bisher verfolgten Politik herbeizuführen, sondern mußte es darauf ankommen lassen, wie und wann
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