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1. Slg. 1 - S. 56

1879 - Dresden : Meinhold
56 endigung jenes erbitterten Kampfes der feurige, ehrgeizige Erbe der österreichischen Monarchie danach brannte, den einst so gehaßten Gegner Persönlich zu begrüßen und für gemeinsames Wirken zu gewinnen. Diese Wendung ward zunächst durch die Beforgniß vor einer dritten Macht veranlaßt, vor Rußland. Die Kaiserin Katharina hatte zwar ihre Truppen von Friedrichs Seite abgerufen, aber bald erklärt, daß sie den einmal geschlossenen Frieden mit ihm aufrecht erhalten wolle, und schon am 11. April 1764 war Preußen mit Rußland zu einem Bündmß vereinigt, dessen Zweck die Durchsetzung der Wahl des von Rußland empfohlenen Stanislaus Poniatowski zum König von Polen war. Denn August Iii. war am 5. October 1763 gestorben, und sein ältester Sohn, der Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen, ihm am 17. Deeember 1763 in die Gruft gefolgt, der Erbe des letzteren, Friedrich August, noch unmündig. Zwar ward dessen Oheim, Prinz Xaver, von Oesterreich und Frankreich als polnischer Throncandidat ausgestellt, und die Wahl dieses kräftigen und begabten Prinzen möchte Polens völligen Verfall vielleicht noch aufgehalten haben. Indeß Rußland glaubte die Zeit gekommen, wo die lange Krankheit des polnischen Staatswesens zum tödtlichen Ausgange reise, und fand die Regierung eines Nationalpolen, der feine Creatur war, für seine Absichten günstiger, als die eines Prinzen aus altem, angesehenen und in wichtigen Verbindungen stehenden Fürstenhause. Friedrich aber, der jetzt in Europa allein stand, verlangte nach einer Bundesgenossenschast, widerstrebte der Wahl Xavers, schon weil sie von Oesterreich unterstützt ward, dann weil sie einen sächsischen Prinzen betraf, wollte auch Rußland nicht allein in Polen schalten lassen und sah in der Schwächung Polens eine Aussicht für feine Vergrößerungspläne. Beide Mächte bestimmten auch die Pforte, sich für Poniatowski zu erklären; russische Truppen rückten in Polen ein, preußische an die Grenze, und am 7. September 1764 wurde Stanislaus von einem Reichstage, welchen die Mehrzahl der in Parteien zerrissenen Stände verlassen hatte, gewählt. Der russische Gesandte ward damit der wahre Herrscher des Landes und russische Soldaten vollstreckten seine Befehle in Polen, wo die Verwirrung immer ärger ward und bald in Bürgerkrieg ausbrach. Als nun die Pforte, bedenklich über die Anhäufung russischer Truppen in Polen, und von polnischen Flüchtlingen und fremden Gesandten, hauptsächlich von denen der Westmächte und Schwedens aufgeregt, in allerdings unbedachter, weil unvorbereiteter Weise den Krieg an Rußland erklärte (30. October 1768), erwuchsen in dessen Verlaufe für Rußland, ungeachtet es gleichzeitig Schweden im Auge zu behalten und mit dem Aufstaude zu kämpfen hatte, welchen ein Pfeudopeter, der Kofake Pugaczeff, leitete (1773), doch solche Erfolge, daß nicht bloß Oesterreich, sondern selbst Preußen bedenklich wurde. Zwar empfand Friedrich kein unmittelbares Interesse an der Sache; indeß, wie es ihm angenehm sein mochte, sich auch Oesterreich zu verpflichten, so erkannte er doch mit Recht, daß er Rußland auch als Bundesgenosse wirksamer werde zügeln können, wenn er dabei mit Oesterreich zusammenwirke. Vielleicht aber auch, daß die Zusammenkünfte Friedrichs und Josephs, welche im August 1769 zu Neiße, im September 1770 zu Neustadt in Mähren stattfanden, und besonders die erstere, bei welcher Joseph ohne diplomatische Begleitung war, wesentlich nur einen demonstrativen Charakter hatten. Denn allerdings war Joseph, der älteste Sohn Kaiser Franz I. aus dem Hause Lothringen und der großen und guten Maria Theresia, wenn er auch seit dem 27. März 1764 zum deutschen
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