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1. Slg. 2 - S. 12

1879 - Dresden : Meinhold
12 die völlige Unabhängigkeit derselben von der weltlichen Macht, ja, das eigentliche Ziel seines Strebens und Wirkens war die absolute Herrschaft der Kirche (des Papstes) über die weltliche, besonders auch über die kaiserliche Macht. Zur Erreichung dieses Zweckes verbot er nicht nur die Simonie, sondern er entzog auch den Fürsten das Recht der Investitur (das Recht der Belehnung mit Ring und Stab als den Zeichen geistlicher Rechte), führte ohne jegliche Rücksicht das Gebot des Cölibats durch (um die Geistlichen nur von sich, nicht aber von Fürstengunst abhängig zu machen) und nahm sogar für sich als Statthalter Christi, des Königs aller Könige, das Recht in Anspruch, Könige ein- und abzusetzen. Er erklärte öffentlich: Alle weltliche Macht muß der geistlichen unterworfen sein. Gleichwie die Welt durch zwei Lichter regiert wird, die größere Sonne und den kleineren Mond, so hat auch die Christenheit zwei große Herrscher, den Papst und den Kaiser. Aber die päpstliche Macht ist wie die Sonne; wie der Mond kein Licht hat von sich selber, so hat auch der Kaiser keine Gewalt, sie werde ihm denn vom Papste verliehen. Mit boshafter Freude nahm Gregor die Klagen der gekränkten Sachsen entgegen, um so mehr, als Heinrich jene Decrete völlig unbeachtet ließ. Gegen Ende des Jahres 1075 wurde der Kaiser nach Rom vorgeladen, um sich gegen die wider ihn erhobenen Anklagen zu vertheidigen; werde er sich nicht stellen, so solle der apostolische Bannfluch ihn aus der Gemeinschaft der christlichen Kirche ausstoßen. Höchlichst erzürnt und voll Hohn wies Heinrich die päpstlichen Gesandten ab und ließ von einer Versammlung der deutschen Bischöfe die Absetzung Papst Gregor's aussprechen. In einem heftigen Briefe, der mit den Worten schloß: „Ich Heinrich, durch Gottes Gnaden König, und alle Unsere Bischöfe, sagen Dir: Steige herab vom angemaßten apostolischen Stuhle!" meldete er dies dem Papste. Dieser ließ sich nicht schrecken, denn in folgenden Worten erfüllte er seine Drohung: „Von Seiten des allmächtigen Gottes untersage ich dem König Heinrich, der sich mit einem unerhörten Hochmuthe gegen die Kirche aufgelehnt hat, die Regierung des deutschen und italienischen Reiches, und entbinde alle Christen von dem Eide, den sie ihm geleistet, und verbiete, daß ihm Jemand als König diene. Und an deiner Statt, heiliger Petrus, binde ich ihn mit den Banden des Fluches, auf daß alle Völker erfahren, daß du der Fels seiest, auf den der Sohn Gottes seine Kirche gegründet hat." Wäre nicht in Deutschland die Zahl seiner Feinde so groß gewesen, hätten sogar seine Freunde ihn nicht verlassen, so wäre Heinrichs kaiserliche Stellung nicht gefährdet gewesen. Aber selbst die deutschen Fürsten erklärten ihn für abgesetzt, wenn nicht binnen einem Jahre der Bannfluch von ihm genommen werde. „Es war nicht ritterlich gehandelt, aber es war ein Zug von der Zeit entsprechenden, nur den nächsten Vortheil in's Auge fassenden Staatsklugheit, daß Heinrich in seiner zähen, hinterhaltsvollen Natur sich entschloß, was immer für Schmach und Leid es ihm kosten möge, sich dem Begehren zu fügen. Außer von seiner treuen Gemahlin Bertha und ihrem Sohne, nur von einem Kriegsmann begleitet, zog er auf Schleichwegen über die Alpen, da seine Feinde ihm die gewohnten Pässe versperrten, wie er selbst den Durchzug aus den Pfaden, auf denen er Jene umging, von seinem eigenen Schwager, dem Grafen Amadeus von Savoyen, erst erkaufen mußte." Nicht selten war Heinrich genöthigt, auf Händen und Füßen zu kriechen; seine Gemahlin mußte sogar in Ochsenhäuten die Schuee- und Eisberge hinabgelassen werden. Als Heinrich die Thäler Piemonts erreicht hatte, nahmen ihn die italienischen Großen und Bischöfe mit
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