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1. Slg. 2 - S. 46

1879 - Dresden : Meinhold
46 deutsche Brüder stritten Wider einander. Wenn wir aber bedenken, daß durch das Blut vieler tapferer Helden unserem großen Vaterlande die verloren gegangene Einheit wieder erworben worden ist, so wird sich selbst Denen, welche der Besiegten in diesem Kampfe gedenken, freudige Rührung bemächtigen. Die österreichische Armee unter Benedek stand nördlich von der an der Elbe gelegenen Festung Königsgrätz, das Centrum bei dem Dorfe Chlum, der linke Flügel bei Sadowa. Die Stellung war im Allgemeinen eine sehr günstige; für einen etwaigen Rückzug war allerdings die im Rücken liegende Elbe gefährlich. Das preußische Heer bestand aus drei Theilen, von bereit pünktlichem Ineinandergreifen der Erfolg des Tages abhängig war. Die erste Armee (unter Prinz Friedrich Karl) sollte beit Gegner im Centrum angreifen, während die sogenannte Elbarmee (unter Herwarth von Bittenfelb) ihm in die linke Seite, die zweite — am weitesten vom Schlachtfelbe entfernte — Armee (unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm) ihm in die rechte Seite fallen sollte. Der Kronprinz konnte, ba er noch mehrere Meilen entfernt stanb, vor zwei Uhr Nachmittags nicht eintreffen; bis bahin unterhielten die erste und die Elbarmee einen Geschützkampf gegen die auf den Höhen hinter der Bistritz (gleichlaufeitb mit der Elbe) postirte vereinigte österreichisch-sächsische Artillerie, welche währ mb des ganzen Kampfes den Preußen schwere Verluste beifügte. „So stellte sich die Schlacht ähnlich, wie vor 51 Jahren die von Belle Alliance; aber zugleich rangen hier Massen gegen einanber im höchsten Entscheibungskampfe, wie sie einst bei Leipzig vier Tage gebraucht hatten, ehe der Sieg ganz klar würde; hier vollenbete ein Tag die ungeheuere Tragöbie." (Davib Müller.) Hin und her schwankte die Schlacht. Dem Anmärsche des Kronprinzen stellten sich schwere Hinbernisse entgegen. Die beiben Divisionen des vierten Armeecorps (unter Fransecki und Horn) erlitten furchtbare Verluste, aber sie wichen nicht, selbst als die Hälfte der Mannschaften kampfunfähig geworden war. Schon mangelte es der preußischen Artillerie an Munition. Besorgt richteten sich die Blicke der fast ermattenden Truppen nach links, wie einst Wellington nach Blücher ausgeschaut, und siehe, noch früher als man erwarten konnte, rückte die zweite Armee heran, sofort in die Schlacht eingreifen!). Strömende Regengüsse waren ertragen, die Beschwerden des Marschirens auf dem aufgeweichten Boden überwunden worden. Rasch entschied sich nun der Kampf zu Gunsten der Preußen. Stellung auf Stellung warb genommen und als auch Ehlnm, der Schlüssel der ganzen österreichischen Stellung, in die Hänbe der preußischen Truppen gefallen war, mußten die Oesterreicher den Rückzug antreten, der hier und ba zu wilber Flucht ausartete. König Wilhelm stellte sich selbst an die Spitze der Reiterei der zweiten Armee, um die bis zum Eintritt der Dunkelheit fortgesetzte Verfolgung des Gegners zu leiten. Der Rückzug der Sachsen geschah in musterhafter Ordnung. Die Sieger hatten (bei ihrer vortrefflichen Leitung und mit ihren ebenso vortrefflichen Zündnabelgewehren) 10,000 Todte und Verwunbete. Die vereinigten Oesterreicher und Sachsen bagegen hatten 30,000 Mann zu betrauern. Sie verloren außerbent 11 Fahnen, 174 Kanonen (barunter nur eine noch bazn unbrauchbar gemachte sächsische) und gegen 18,000 Gefangene. Bei Chlum trafen sich der König und der Kronprinz. Hier geschah die Scene, welche der Künstler in so meisterhafter Weise bargestellt hat. Tiefgerührt umarmte der König feinen Sohn und schmückte feine Brust mit dem örben pour le m^rite. Die Zeugen bieses feierlichen Augenblicks gebenken wohl des vergossenen Blutes,
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