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1. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 79

1895 - Leipzig : Voigtländer
Gedichte geschichtlichen Inhalts. 79 Horch, auf einmal da was hör' ich? Ein Rauschen, dem Sturm gleich, Wenn er im Pinienwald Wipfel und Äste durchsaust. Schnell mich raff' ich empor, und siehe! verwandelt ist alles, Statt der Trümmer umher ragt ein unendlicher Bau; Hallen und fliegende Treppen und rings in den Nischen gewahr' ich Bilder, wie Phidias sie parischem Marmor entlockt. Aufwärts steigen zu Seiten mir Sitzreihn, Stufen an Stufen, Tausende drängen sich drauf in der hellenischen Tracht; Weihrauch quillt vom Altar, im Festschmuck leuchtet die Scene. Und zu dem Chorlied schallt lieblich der Flöten Getön. Schweigen verbreitet sich rings, fast hör' ich das Atmen der Menge, Grauen der Dämmerung sinkt über die Bühne dahin. Langsam steigt und umhüllt von faltigen grauen Gewänden, Sieh! durchs stygische Thor zitternd ein Schatten herauf. Blutlos bleich das Gesicht, an der Brust tiefklaffend die Wunde, Murmelt ein Rachegebet dumpf das ermordete Weib: „Kinder des Abgrunds, auf! daß nicht euch der Frevler entrinne, Welcher den Busen durchbohrt, der ihn als Knaben gesäugt!" Hohl tönt also die Stimme der Hades-Entstiegenen, — grausig Zu der Erinnyen Ohr dringt in das Dunkel der Ruf. Sich in der Tiefe zu regen beginnt's; schlaftrunkenen Taumels Heben die Töchter der Nacht stöhnend das finstere Haupt, Eine die andre zu wecken; mit Grimm und wüstem Geheule, Geißeln in Händen, empor stürmt die entsetzliche Schar. „Auf, ihn zu jagen, ihr Schwestern! wohin mordtriesend er flieh’n mag, Über die Länder, das Meer folgt ihm in hastigem Sprung!" Und, sich die Brüste zerschlagend, mit weitausstarrenden Blicken, Wälzt sich in Beutebegier fort der mänadifche Chor. — Irrend, das Haupt umnachtet von Wahnsinn, naht sich indessen Schwankenden Schrittes Orest Attikas glücklichen Aun. Leuchtend im Frühlicht steigen aus lachendem Grün der Olive Heilige Tempel vor ihm, Bilder der Götter empor. Mild schon lichtet ein Strahl ihm die nächtig umdunkelte Seele; Doch, wie die Meute dem Wild, stürmen die Furien ihm nach, Murmeln ins Ohr ihm den Fluch der erschlagenen Mutter und ziehen Wilden Getümmels um ihn enger und enger den Kreis. Siehe! da schwebt durch die Luft, auf dem Goldschild ruhend die Rechte, Helmbuschprangenden Haupts Pallas Athme herab. Hoch in der Rechten den Speer, voll Huld sich dem Flehenden neigend, Ruft zum Gericht sie das Volk ihrer geheiligten Stadt. Schmetternd ertönt die Drommete; heran zu dem Tempel der Göttin, Sich auf den Stufen zu reih'n, wallen die Männer Athens. Ernst hebt an das Gericht; nach unvordenklicher Satzung Heischen die Töchter der Nacht Blut für vergossenes Blut. Aber der Jüngling fleht um die sühnende Gnade der Götter,
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