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1. Die Römer nebst den Anfängen der Germanen - S. 45

1895 - Leipzig : Voigtländer
Die Cimbern und Teutonen; — Marius. 45 nauer bekannt zu werden. Sein sonst so finsteres und mürrisches Wesen, seine unerbittliche Härte im Strafen kam ihnen jetzt, da sie gewöhnt waren, sich keinen Fehler oder Ungehorsam zu Schulden kommen zu lassen, sehr gerecht, ja selbst heilsam vor, und sie glaubten, daß seine hitzige Gemütsart, seine rauhe Stimme, sein wilder Blick, womit sie nach und nach vertraut geworden waren, nicht für sie selbst, sondern nur für die Feinde furchtbar feien. Am meisten aber gefiel den Soldaten seine Unparteilichkeit, die er als Richter bewies. — Aus die Nachricht, daß die Feinde jetzt im Anzug seien, ging Marius in aller Eile über die Alpen, befestigte sein Lager am Flusse Rhodanus, und schaffte einen reichlichen Vorrat hinein, damit er nie aus Mangel an Lebensmitteln zu einem Treffen gezwungen würde, ehe er seinen Vorteil ersehen hätte. Die Barbaren hatten sich jetzt in zwei Hälften geteilt. Die Cimbern traf das Los, oberhalb durch Noricum auf Catulus loszugehen und von dieser Seite mit Gewalt in Italien einzudringen; die Teutonen und Ambronen hingegen sollten durch das Land der Ligurier am Meere hin dem Marius entgegenrücken. Die Cimbern fanden auf ihrem Wege mehr Aufenthalt und Verzögerung; die Teutonen und Ambronen aber brachen sogleich aus, zogen durch die dazwischenliegenden Länder, und zeigten sich den Römern in ungeheurer Menge, gräßlich anzusehen, mit einem Geschrei und Lärmen, dergleichen man noch nie gehört hatte. Sie bedeckten einen großen Teil der Ebene, schlugen ihr Lager auf und forderten den Marius zur Schlacht heraus. Allein dieser hielt, ohne sich daran zu kehren, seine Soldaten im Lager, gab denen, die zu viel Kühnheit bewiesen, heftige Verweise, und nannte alle, die durch ihren Mut verleitet, ein Treffen liefern wollten, Verräter des Vaterlands; denn jetzt feien nicht Triumphe und Siegeszeichen das Ziel der Ehrbegierde, sondern es komme darauf an, wie man ein so großes Ungewitter des Krieges wegtreiben und Italien retten könnte. Dergleichen Erinnerungen gab er besonders den Obersten und anderen Führern. Die gemeinen Soldaten ließ er nach der Reihe auf den Wall treten, befahl ihnen, sich umzusehen, und gewöhnte sie dadurch, die Gestalt der Feinde, sowie ihr gräßliches wildes Geschrei ohne Furcht auszuhalten, auch ihre Rüstung und ihre Bewegungen kennen zu lernen und sich mit demjenigen, was ihnen die Einbildung als fürchterlich vormalte, durch den Anblick nach und nach vertraut zu machen. Denn er glaubte, daß die Neuheit furchtbaren Dingen vieles, was sie nicht wirklich haben, andichte, hingegen das, was feiner Natur nach schrecklich ist, bei näherer Bekanntschaft das Schreckhafte gutenteils verliere. Auf solche Weise verminderte nicht nur der tägliche Anblick bei den Soldaten das Entsetzen, sondern durch die Drohungen und unerträglichen Großsprechereien der Barbaren erwachte auch ihr Mut und setzte ihre Seelen in Feuer und Flammen,
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