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1. Das Deutsche Reich unter den sächsischen, den fränkischen und den hohenstaufischen Kaisern - S. 56

1896 - Leipzig : Voigtländer
56 Die Hohenstaufen. folgenden Tage lagerten wir uns in der Nähe eines herrlichen, von Mauern eingeschlossenen Gartens bei Jkonium; hier zerstörten wir zwei überaus prächtige Paläste des Sultans. Schon bedrohte die größte Not unser Leben, der entsetzlichste Hunger peinigte uns; kaum noch besaßen wir 500 Ritter zu Pferde, weder zum Vorrücken noch zum Zurückgehen hatten wir die Möglichkeit. Da gab uns der Zwang der Not selbst einen Rat. Wir teilten unsere Ritterschaft in zwei Teile und zogen am Freitag nach Pfingsten geradeswegs Zur Eroberung der Stadt aus. Und wunderbar und unglaublich zu sagen: durch göttliche Hilfe bezwang der Herzog von Schwaben mit 6 Genossen die Stadt, und die Schärfe des Schwertes traf ihre Bewohner. Der Herr Kaiser blieb unterdessen in ihrem Rücken und kämpfte im Felde mit den anderen Türken, und obgleich es ihrer an 200 000 Reiter waren, so besiegte er sie mit dem Beistände des Höchsten und warf sie in die Flucht. Nicht unwürdig des Andenkens war diese That, denn die Stadt Jkonium gleicht Köln an Größe. Nachdem wir Beute gewonnen hatten, rasteten wir hier von Freitag bis Mittwoch. Alsdann gab uns der Sultan, der sich mit den Seinen in ein Lager zurückgezogen hatte, von Todesfurcht geängstigt, 20 Geiseln nach unserer Wahl, die wir auch heute noch gefangen halten, weil er die versprochene Treue nicht bewahrt hat. Von da brachen wir ant nächsten Sonntag auf und zogen geradeswegs gen Larandinum (Laranda), wo wir am 1. Juni rasteten. Hier wurde inmitten der tiefen, schweigenden Nacht die Erde von einer solchen Erschütterung heimgesucht, daß wir glaubten, es seien die Scharen der Türken über uns gekommen. Wir meinen aber, es fei dies ein Vorzeichen für das Schicksal gewesen, das den Herrn Kaiser treffen sollte. Indem wir von da vorrückten, zogen wir zu dem Caleph (Saleph), wo wir eine solche Wildheit und Schwierigkeit des Weges beim Überschreiten des Gebirges sanden, daß wir nur unter dem größten Verlust an Gepäck den Caleph an einem Sonntag, tags vor dem Feste des heiligen Barnabas, erreichen konnten. An demselben Tage durchritt der Herr Kaiser zur Abkürzung des Weges ein reißendes Wasser in den Thälern des Gebirges und kam wohlbehalten an das andere Ufer. Als er hier gespeist hatte, gedachte er, nach den unzähligen und unerträglichen Mühen, die er schon einen Monat lang erduldet hatte, in demselben Flusse zu baden und sich durch Schwimmen zu erfrischen. Hierbei ertrank er nach Gottes Ratschluß. Ein beweinenswertes, unerwartetes Unglück! Wir trugen feine irdischen Überreste unter gebührender Verehrung mit uns hinweg und gelangten so nach der berühmten Stadt Turfoth (Tarsus). Von da zogen wir weiter gen Arttiochia und erlitten großen Verlust an unserer Habe. Sechs Wochen lang hatten wir Mangel an Lebensrnitteln, weil Käufliches nicht gefunden wurde.
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