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1. Vom Regierungsantritt Friedrichs des Großen bis zum Wiedererstehen des Deutschen Reiches - S. 77

1896 - Leipzig : Voigtländer
Friedrich Wilhelm Iv.; — die Revolutionsjahre 1848 und 1849. 77 würde, wenn man ihn zum Kaiser machte. Es blieben also nur zwei Auswege: entweder mit Ausnahme Österreichs das ganze übrige Deutschland unter einem preußischen Kaiser zu vereinigen, oder aber zur alten Bundesverfassung zurückzukehren. — Gagerns Programm vom 18. Dezember proklamierte den Gedanken eines engeren deutschen Bundesstaates — versteht sich unter Preußen — in Union mit Österreich. Von diesem Augenblick an veränderte sich die Front aller bisherigen Parteien in der Paulskirche, und man sah nur noch zwei Lager einander gegenüber: das preußische oder kleindeutsche, und das österreichische oder großdeutsche. Kleindeutsch nannte man nämlich den engern Bund unter Preußen, weil Deutsch-Österreich von ihm abgerissen werden sollte. — Am 19. Januar machte die Paulskirche insofern ein fait accompli, als die Mehrheit mit 258 gegen 211 Stimmen in der Oberhauptfrage sich für einen regierenden Fürsten entschied. Am 25. Januar beschloß die Mehrheit in der Paulskirche, dem regierenden Fürsten, welcher das'oberhaupt des neuen Reichs werden sollte, den erblichen Kaisertitel zu erteilen. Am 28. März wurde die Kaiserwahl in der Paulskirche vorgenommen, und Friedrich Wilhelm Iv. von 290 gegen 248 Stimmen zum Erbkaiserderdeutschen ausgerufen. — In Berlin waren gemäß der neuen oktroyierten preußischen Verfassung vom 26. Februar beide Kammern zusammengetreten. Die Kaisersrage in Frankfurt beschäftigte auch die zweite Kammer in Berlin aufs lebhafteste, und am 2. April ging sie in einer Adresse den König dringend an, die Kaiserwürde anzunehmen. Eine große Deputation war eben von Frankfurt angelangt, um dem König die deutsche Krone anzutragen. Sie wurde aufs ehrenvollste empfangen, am 3. April, aber die Antwort des Königs war ablehnend. Er dankte zwar für das in ihn gesetzte Vertrauen und erklärte sich bereit, dem gemeinsamen deutschen Vaterlande seine Hingebung und Treue zu beweisen, glaubte aber, es sei unmöglich, Deutschlands Einheit auszurichten mit Verletzung der Rechte anderer, ohne die freie Zustimmung der Fürsten und freien Städte. Ihnen komme es zu, erst die Reichsverfassung zu prüfen, und von dem Ergebnis dieser Prüfung allein werde es abhängen, ob ihm Rechte zuerkannt werden würden, die ihn instand setzten, mit starker Hand die Geschicke des Vaterlandes zu leiten. Die Frankfurter Deputation konnte aber die vom König verlangte Vereinbarung, welche die Endgültigkeit der Reichsverfassung noch in Frage stellte, nicht anerkennen, gab in diesem Sinne sogleich eine Erklärung ab und reiste unverrichteter Dinge nach Frankfurt zurück. — (G. Freytag:) Durch die Arbeit dieses Jahres sind drei große Ideen in das Bewußtsein der Nation gebracht worden:
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