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1. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 18

1912 - Leipzig : Voigtländer
18 Der peloponnesische Krieg. statten und Heiligtümern, die sie noch aus den Zeiten der alten patriarchalischen Verfassung beständig von Vater auf Sohn forterbend überkommen hatten. Und nun sollten sie auch ihre ganze Lebensweise ändern. Kurz, es war nicht anders, als hätte jeder seine Heimat preisgeben sollen. Als sie endlich in die Hauptstadt kamen, fanden nur wenige eine ordentliche Unterkunft bei Freunden oder Verwandten. Die meisten richteten sich auf den freien Plätzen der Stadt ein oder suchten Unterschlupf in den Heiligtümern mit Ausnahme der Burg und einiger sicher verschließbarer Tempel. Verschiedene machten sich auch eine Wohnung in den Türmen der Stadtmauer zurecht, überhaupt suchte sich jeder ein Plätzchen, so gut er nur konnte, zuletzt auch noch zwischen den langen Mauern und in der Hasenstadt Piräus. Unterdessen aber erlitten die Vorbereitungen für den Kampf keine Unterbrechung, vielmehr wurden die Bundesaufgebote zusammengezogen und ein Geschwader von 100 Schiffen zu einer Landung auf dem Peloponnes ausgerüstet. Mittlerweile war das Peloponnefierheer über die attische Grenze vorgedrungen. — Solange es noch in der Gegend von Eleusis und in der thriasischen Ebene stand, hatten die Athener noch Hoffnung, daß der Feind nicht weiter vorrücken würde. — Als es aber nach einiger Zeit auf Acharnä vorrückte, bis auf 60 Stadien (etwa 10 km) an die Hauptstadt heran, empfanden sie es als unerträglich, daß sie es ruhig mit ansehen sollten, wie ihr Land vor ihren Augen verwüstet wurde. Man war vielfach, besonders in den Kreisen der jungen Leute, der Meinung, daß man den Feinden ins Feld entgegenrücken müsse und ihnen nicht länger untätig zuschauen dürfe. Darüber kam es zu Zusammenrottungen und heftigen Zusammenstößen. Die ganze Stadt war in lebhaftester Erregung; allgemein war man auf Perikies ungehalten, ohne auch nur noch mit einem Gedanken sich seiner früheren Ausführungen zu erinnern. Man schimpfte auf ihn, er wolle ein Feldherr sein und könne sich doch nicht entschließen, sie gegen den Feind zu führen. Die Schuld an allem Unheil maßen sie nur ihm bei. Perikles aber verharrte trotz der gewaltigen Erregung und bedenklichen Stimmung der Bürgerschaft doch bei seiner Überzeugung, daß seine Ansicht von der Unrat-samkeit einer Feldschlacht durchaus richtig sei. Deswegen ließ er keine Versammlung einberufen noch sonst eine Besprechung anberaumen, um zu verhüten, daß mehr mit leidenschaftlicher Hitze als vernünftiger Überlegung Beschlüsse gefaßt und Fehler begangen würden. Vielmehr beschränkte er sich darauf, den Nachtdienst in der Stadt zu regeln und nach Möglichkeit alle Unruhen zu vermeiden.
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