Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 92

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 92 — Der König der Franken ließ mich durch einen Bischof firmen und legte mir seinen eigenen Namen Karl bei. Er gab mir die Tochter ftmes Oheims Karl, *) Margarethe, genannt Blanka, zur Frau. Seine Gattin, die Schwester meines Vaters, starb ohne Nachkommenschaft; später nahm der König sich eine andere zur Frau. Er liebte mich sehr und trug seinem Kaplane auf, mich ein wenig in den Wissenschaften zu unterrichten, obwohl der König selbst der Wissenschaften unkundig war. Damals lernte ich die Horen a) der glorreichen heiligen Jungsrau Maria lesen und sobald ich sie ein wenig verstand, las ich sie in den Zeiten meiner Kindheit täglich lieber, zumal da meinen Aufsehern von Seiten des Königs befohlen tvar, mich dazu anzuhalten. 1328, am 2. Februar,3) starb der tfranfenfönig tiarl, und so wurde Philipp, der Sohn meines Schwiegervaters, zum Könige von Frankreich erhoben, weil er in männlicher Linie der nächste Erbe war. ^ Unter seinen Räten befand sich einer, der ein sehr einsichtsvoller Mann war, Abt Peter von Fscamp,4) aus Limoges gebürtig, ein beredter, gelehrter und mit aller Ehrbarkeit des Charakters ausgestatteter Mann. Dieser predigte am Aschermittwoch des ersten Jahres der Regierung Philipps, da er die Messe feierte, mit solcher Kraft, daß er von allen gepriesen ward. Ich aber lebte nach dem Tode Karls, bei welchem ich fünf Jahre gewesen war, am Hose König Philipps, dessen Schwester ich hatte, und mir gefiel genannten Abtes Sprachschönheit und Beredsamkeit in jener Predigt dermaßen, daß ich, in Andacht ihn hörend und anschauend, ernste Betrachtung anstellte, und in meinem Innern zu überleg anfing, was es wohl fei, daß von jenem Manne aus so viel Gnade sich über mich ergoß. Ich machte hierauf feine Bekanntschaft, und er hegi: mich liebevoll und väterlich, indem er mich öfter über die heilige Schrift belehrte. Ich brachte nach dem Tode Karls zwei Jahre am Hofe des Königs Philipp zu. Nach diesen zwei Jahren entsandte mich der König mit meiner Gattin, feiner Schwester Blanka, zu meinem Vater, dem Könige Johann von Böhmen, nach der Stadt Luxemburg. Die Reichsregierung hatte zu jenen Zeiten Ludwig von Bayern irtne, der sich Ludwig Iv. schrieb und nach dem Tode Heinrichs Vii., meines Großvaters, in zwiespältiger Wahl gegen Herzog Friedrich von Österreich zum römischen König erhoben war. — Als nun mein Vater nach Italien gezogen war, sandte er in die Grafschaft Luxemburg nach mir. Ich nahm also den Weg durch die Stadt Metz, das Herzogtum Lothringen, Burgund und Savoyen bis zur Stadt Lausanne ~ am See. Dann überschritt ich die Berge von Brig5) und kam in die Landschaft Notiara; von da gelangte ich am Karfreitageti) nach der Stadt Pa via, welche mein Vater inne hatte. Ich wohnte im Kloster des hl. Augustinus. Damals trat ich in mein sechzehntes Jahr. Mein Vater aber übertrug die Fürsorge für mich dem Herrn Ludwig, einem favoyifchen Grafen. _ *) Karl von Valois, der Vater König Philipps Vi., der Begründer der Valois, geb. 1270, geb. 1325. — 2) Tagzeiten. — 3) Vielmehr 31. Januar. — *) In der Normandie. — 6) Am Aufstieg des Simplonpasses. - 6) 2. März 1331.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer