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1. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 103

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 103 — des Vogtes Haus, das war ein hoch Steinhaus. Da sie nun darauf kamen, beides: Männer und Frauen, da zündeten sie die Stadt selber an von dem Steinhause aus, meinten sich damit zu fristen?) Ta warteten die Hussen, bis sich das Feuer setzte und legte. Da drangen die lohnten mit Macht an das Steinhaus und wollten zu ihnen stürmen und es untergraben. Und es kam dazu, daß sie untereinander tageten, und der Vogt ließ sich zu ihnen herab in einem blauen, rohen Tuche mit der Hussen Wille. Der sollte mit ihnen sprechen und verhandeln, ob sie möchten los und frei werden von ihnen und abkommen. Da war er zeitlich lange danieden in der Stadt, also daß es den Leuten zu lang und zu viel wurde, sonderlich dem Pfarrer der selbigen Stadt. Er war des Vogtes Gevatter. Er ließ herabschreien und rufen, ob der Vogt irgend danieden wäre. Dann solle er sich offenbaren und melden und wieder zu ihnen hinauf kommen. Endlich kam der Vogt wieder _ an das Steinhaus und ließ steh wieder hinaufziehen. Da er hinaufkam, fragte ihn sein Gevatter^ der Pfarrer, wie es ihm ergangen wäre, ob er auch ihn und fernen Kaplan los und frei mit ihnen geredet hätte. Da sprach der <>ogt: „Nein, Gevatter, sie wollen keinen Pfaffen zu Gnaden annehmen." ward der Pfarrer mit seinem Kaplan sehr betrübt und sprach: „Wie gar jämmerlich verlaßt ihr mich und verratet mich; das sei Gott dem Allmächtigen geklagt. So ich vormals von euch wollte ziehn und fliehen, sprächet ihr, ich sollte bei euch bleiben; ihr wolltet Gut und Übel mit mir leiden und auch sterben oder genesen, und spracht: »Wie will nun der Hirte von den Schafen fliehen ?« So steht es gar übel, nun fliehen leider die Schafe von dem Hirten." Da sprachen die Frauen und die Bürgerinnen zu ihm weinend: „O lieber Herr, nicht weint, nicht betrübt euch. Wir wollen euch stören2) und euren Kaplan und wollen euch wohl mit herab- und wegbringen." Da sprach der Pfarrer, Herr Megerlein. „Das wolle Gott nicht, daß ich mein Amt und Würdigkeit verleugnen wollte: denn ich bin ein Pfaffe und nicht eine Fraue. Eure Männer werden das wohl gewahr, wie jämmerlich sie mich in den Tod^ überantworten und geben und sich selbst mit mir fristen." ,J) Aller diefer .Silage und Rede achten sie nicht; nur zwene Kapläne ließen sich schleiern und nahmen Kinder aus ihre Achseln; aber der Pfarrer nicht. Unter dieser Rede einte sich der Vogt mit den Bürgern, tote ste sich ergäben, und sie ergaben sich. Da gingen sie herab einer nach dem andern. Da stunden die Böhmen und Hussen gar stark nieden vor dem Steinhaus und nahmen sie alle gefangen; nur die Frauen mit den Kindern ließen sie los und frei weggehen. Aber ein Teil und viele der Frauen, Jungfrauen und Kinder waren vor Furcht in die Keller gewichen; als dann das Feuer über sie kam, da erstickten sie und vergingen alle. Und also ich für bas4) sagen soll. Da nun sich alle von dem ^tein- hause gegeben hatten, da blieb zuletzt der Pfarrer darauf und sonst auch ledige Gesellschaft als Knappen und andere Handwerksgesellen, die nichts hatten, sich zu lösen, und sich scheuten vor Gefängnis und zu verderben. i) Retten. — 2) Verschleiern. — 3) Statt meiner retten. - 4) Weiter.
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