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1. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 106

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 106 — es in meiner Heimat einen Wald gebe, das Eichenholz genannt, toeill Prophezeiungen verkündigten, es solle von diesem Holze eine Jungfrau, kommen, die wunderbare Dinge verrichten werde. Ich habe aber nicht daran geglaubt. Die Engländer waren bereits in Frankreich, als meine „Stimmen"' mich zu besuchen anfingen. *) Um drei Dinge habe ich meine Stimmen gebeten; das erste war meine Heerfahrt, das zweite, daß Gott den Franzosen helfen und die Städte ihrer Herrschaft wohl behüten wolle, das dritte das Heil meiner Seele. Ich fürchtete mich sehr, meine Stimmen zu offenbaren, aus Ängste die Burgunder würden mich an der Neise hindern, und ganz besonders war ich in Furcht, mein Vater möchte mich daran hindern. Mein Vater wußte nichts von meinem Weggang.2) In allem anderen habe ich Vater und Mutter gehorcht, ausgenommen jene Abreise, doch habe ich ihnen später geschrieben, und sie haben mir verziehen. Weil Gott es befahl, mußte jenes geschehen. Hätte ich hundert Väter und-Mütter gehabt, und wäre ich des Königs Tochter gewesen, ich wäre gleichwohl weggegangen. Ich hätte mich aber lieber von Pferden zerreißen lassen, als daß ich ohne Gottes Erlaubnis nach Frankreich gegangen wäre. Während ich noch im Elternhause war, sagte mir meine Mutter mehrmals, mein Vater habe geträumt, Johanna, seine Tochter, werde mit Kriegsleuten davon gehen. Deshalb überwachten mich Vater und Mutter sehr sorgfältig und hielten mich äußerst streng. Wie ich von meiner Mutter erfuhr, sagte der Vater zu meinen Brüdern: „Wenn ich glaubte, daß das einträte, was ich von ihr geträumt, so wollte ich, ihr ertränktet sie, und tätet ihr es nicht, so ertränkte ich sie selbst." Vater und Mutter verloren beinahe den Verstand, als ich weggereist war, um nach Vaucouleurs zu gehen. In Vaucouleurs aber erkannte ich Robert von Baudricourt, ungeachtet ich ihn nie zuvor gesehen, und zwar erkannte ich ihn durch die „Stimme", denn sie sagte mir, daß er es sei. — Gebeichtet habe ich meinem eigenen Pfarrer. War dieser verhindert, so beichtete ich einem andern Priester, mit Erlaubnis meines Seel- sorgers. Etliche Male, zwei- bis dreimal, habe ich Bettelmönchen gebeichtet; es geschah das zu Neuschateau. Ich lernte Linnen spinnen und nähen und fürchte mich in dieser Hinsicht vor keiner Frau in Rouen. Aus Furcht vor den Burgundern, verließ ich einmal das Elternhaus und ging nach Neuschateau zu einer Frau namens La Rouffe,3) bei der ich ungefähr 14 Tage blieb. Nachdem ich größer geworden und in das verständige Alter getreten war, hütete ich die Tiere nicht für gewöhnlich, aber wohl half ich sie nach den Wiesen treiben und nach dem „Jnselschloß", wenn Bewaffn nete zu fürchten waren. Ob ich in meinen Kinderjahren gehütet habe oder nicht, das weiß ich nicht mehr. 1) Tie erste Vision hatte sie im Sommer 1425, um Mittag, im (Sattere ihres Vaters; Eysell, S. 41. — 2) Nach Vaucouleurs, im Sommer 1428. 3) Dieselbe war Gastwirtin.
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