Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 163

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 163 — Speck, andere dürres Fleisch und sonstiges Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu schlafen gewesen wäre; andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen; Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die gebogenen und verderbten Stücke ein, Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viel Klafter dürr Holz im Hose lag, Häfen l) und Schüsseln mußten endlich alle entzwei. Ten Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz ins Maul und schütteten ihm einen Melkkübel voll garstigen Mistlachen-Wassers in den Leib; das nannten sie einen Schwedischen Trunk, der ihm aber gar nicht schmeckte, sondern in feinem Gesichte sehr wunderliche Mienen verursachte, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei anderwärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unsern Hos brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und statt deren der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, maßen ä) sie auch einen der gefangenen Bauern in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ohnangefehen er doch nichts bekannt hatte. Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und drehten es mit einem Stock zusammen, iaß ihm das Blut zu Mund, Nas und Ohren heraussprang. In Summa, <e§ hatte jeder seine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Knän3) war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Denn sie setzten ihn zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salz, welches ihm unsere alte Geiß wieder ablecken und dadurch also kitzeln mußte, daß er vor Sachen hätte zerbersten mögen. In solchem Gelächter bekannte er, was er sollte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher von Gold, Perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen. — 119. Der Hexenwahn. 1. Spee's Warnruf gegen die Hexenprozesse. Die berühmte Schrift: Cautio criminalis seu de processibus contra sagas über (Warnungsschrlft über die Hexenprozesse) erschien zuerst anonym in Hameln, 1631 (oft übersetzt; Heinze a. a. O.). Der Verfasser, Friedrich Graf bort Spee, war geboren 1591 zu Kaiserswerth, trat in den Jesuitenorden und starb 1635 in Trier (Denkmal im Dome daselbst).. Wehe den Fürsten, die, statt Volkerhirten zu sein, die unmenschlichen Greuel unter ihren Schutz nehmen! Wehe den Richtern, die aus den -Hexenprozessen ein Vorrecht und eine Erwerbsquelle gemacht haben! Und *) Töpfe. - 2) indem. — 3) Pflegevater. 11*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer