Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Wiedertäufer in Münster - S. 23

1892 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 23 — es auch nicht einmal, denn er war ein Freund des Landgrafen Philipp von Hessen und anderer lutherisch gesinnter Herren, und diejenigen haben wohl nicht Unrecht, welche behaupten, daß er selbst sich der neuen Lehre zugeneigt habe. Die Seele der resormatorischen Bewegung in Münster war neben Rottmann der jugendliche Bernhard Knipper-dolling, ein reicher Tuchhändler, dessen Haus „unter den Bogen" gegenüber der Salzstraße lag. Diese „Bogenhäuser," die aus beiden Seiten des Marktes, auch am Roggenmarkte liegen, sind noch heute eine Eigentümlichkeit der Stadt Münster, und werden deshalb so genannt, weil sie mit dem Vorderbau auf freistehenden Bogen ruhen, die auf diese Weise eine offene Halle bilden. Es sind lauter stattliche Häuser, mit hohen Giebeln, wie das Rathaus, versehen, zum teil sehenswert durch Schmuck und Bauart, alle fest und stark für Jahrhunderte, gebaut. Knipperdolling schloß sich nicht nur aus Überzeugung der lutherischen Sache an; eine starke Triebfeder war bei ihm Neuerungssucht, Eitelkeit und eine persönliche Abneigung gegen die Herren des Domkapitels, die ihm einst, als er sich an einem Aufruhr in der Stadt beteiligt, eine harte Buße auferlegt hatten. Er war ein schöner, kräftiger Mann, geschickt zum Reden und rasch zur That. Sein Werk war es besonders, daß die Lambertikirche fast mit Gewalt in die Hände der Evangelischen gefallen war; er war es aber auch, der alsbald allen Bilderschmuck aus derselben entfernen ließ, so daß nur die kahlen Wände übrig blieben. Er hatte viel von dem unruhigen Geiste in sich, welcher auch den Doktor Karlstadt beseelte, als er in Wittenberg in Luthers Abwesenheit den Versuch machte, die Gotteshäuser ihres Bilderschmuckes zu entkeiden, und auch Rottman hatte etwas von diesem Geiste. Ihnen schien die That der Reformatoren nur der Anfang einer völligen Umgestaltung der Kirche; sie glaubten, daß alles beseitigt werden müsse, was noch an die alte Kirche erinnerte. So wird z. B. erzählt, daß Rottmann, als er einst vor dem Altare der Lambertikirche stand, um das Abendmahl auszuteilen, eine Hostie nahm, dieselbe in
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer