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1. Die Wiedertäufer in Münster - S. 54

1892 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 54 — sch'öflichen Söldnerscharen hatten sich durch allmählichen Zuzug so verstärkt, daß sie jetzt die Stadt von allen Seiten einschließen konnten, so daß keine Zufuhr mehr hereingelassen wurde; die Folge davon war, daß die Belagerten anfangen mußten, sparsam mit den Lebensmitteln umzugehen, damit nicht eine Hungersnot ansbreche. Da trat ein von Jan van Leyden gedungener Prophet auf und verkündigte, Gott habe befohlen, daß alle diejenigen, welche sich noch ferner weigerten, die Taufe anzunehmen, aus der Stadt auswandern sollten mit Zurücklassung aller ihrer Habe, um Platz zu machen für die Kinder Gottes, die Besitz nehmen sollten von ihren Häusern und von ihren Gütern. Der Rat versuchte noch einmal, Widerstand zu leisten; da aber stürmten die Schwärmer unter Führung Bockholds und Knipperdollings ans das ' Rathaus, vertrieben die Ratsherren von ihren Sitzen und wählten einen neuen Rat aus ihrer Mitte; zum Bürgermeister aber wurde Knipperdolliug eingesetzt. Er gab alsbald den Befehl, daß alle Ungetauften schon am folgenden Tage die Stadt verlassen sollten, denn die Zeit sei gekommen, wo Münster gereinigt werden solle von den Ungläubigen. Dieser grausame, unmenschliche Beschluß wurde wirklich am folgenden Tage ausgeführt. Freilich erklärten viele, nun es zum Äußersten kam, die Taufe annehmen zu wollen, um sich durch den Abfall von ihrem Glauben Schonung zu erkaufen; die meisten aber wählten lieber die Verbannung, als daß sie untreu wurden. Es war ein kalter, unfreundlicher Wintertag, vom Himmel fiel der Schnee in dichten Flocken, trotzdem aber herrschte in den Straßen der unglücklichen Stadt schon in früher Morgenstunde ein reges Leben. Aus ihren Häuftrn traten die zur unfreiwilligen Auswanderung Verurteilten, Männer und Weiber, Greise und Kinder. Da gab es viel Klagens und Weinens in den Häusern und auf den Straßen. Die Unglücklichen sollten scheiden von der Heimat, die ihnen ans Herz gewachsen war, sie sollten ihre Häuser, ihre Güter einem grausamen, hohnlachenden
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