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1. Der schwarze Herzog - S. 34

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 34 — solchen ihm widerfahrenen Beleidigung nicht mehr im Dienste der preußischen Armee bleiben könne, um seine Entlassung. Diese wurde ihm nun zwar unter den ehrenvollsten Ausdrücken zuteil, aber die brennende Wunde der gekrankten Ehre konnte dadurch nicht geheilt werden. Von dem Augenblicke an faßte er eine Abneigung gegen Preußen, die noch vergrößert wurde, als im Frieden von Tilsit seitens der preußischen Regierung nichts geschah, ihm sein Herzogtum zurückzugeben. Er hatte alles, sein Vaterland, seinen Thron, ja, wie er wähnte, selbst seine Ehre für Preußen geopfert, und er glaubte dafür etwas Besseres verdient zu haben, als — vergessen zu werden. Besonders grollte er Blücher, der ihn ungerecht beschuldigt hatte, und diesen Troll nahm er mit ins Grab. Sein erster Weg nach der Kapitulation von Lübeck war nach Otteusen zu seinem verwundeten Vater. Er kam am 12. November dort an, aber schon war zu es spät; am 10. November hatte ein milder Tod den edlen Greis von seinen Schmerzen erlöst. Tief erschüttert stand Friedrich Wilhelm, jetzt rechtmäßiger Herzog von Braunschweig, am Totenbette seines Vaters, den thränenumflorten Blick auf das starre Antlitz der geliebten Leiche gerichtet. Wer vermöchte es zu sagen, welche Gedanken damals seine Seele bewegten? Daß es aber nicht Gedanken des Friedens waren, das sah man an seiner finsteren Siiene, an den Zornessalten auf seiner Stirn und an den krampfhaft zusammengepreßten Lippen. Ja, dort am Sarge seines edlen Vaters war es wohl. wo er es sich gelobte, nicht eher zu ruhen, bis er blutige Rache genommen an dem französischen Eroberer, an dem Räuber seines Landes! Unmittelbar an der Mauer der Kirche ;u Ottensen bereitete man am 24. November dem toten Welfen fein einsames Grab, fern von seinem Lande, fern von der gemeinsamen Gruft seiner Väter unter dem Dome zu Braunschweig. So hatte er es ausdrücklich vor seinem Tode bestimmt; lieber wollte er ruhen in fremder Erde als in seinem Vaterlande, so lange dieses unter der Fremdherrschaft seufzte.
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