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1. Geschichte - S. 59

1898 - Gießen : Roth
Rudolf von Habsburg. 59 19. Audols von Kaösßurg (1273—1291). Wahl und Krönung. Nach dem Tode Richards von Cornwallis traten die deutschen Fürsten zusammen, um wieder einen König zu wählen. Ihr Augenmerk war darauf gerichtet, einen solchen Fürsten auf deu Thron zu erheben, der nicht allzumächtig sei. Sie hatten nämlich in der kaiserlosen Zeit sich eine Menge landesherrlicher Rechte und Einkünfte angeeignet, die früher dem Kaiser gehörten, und mußten fürchten, daß ihnen diese durch einen mächtigen Kaiser wieder abgenommen würden. Da gelang es dem Erz-bischos Werner von Mainz, die Wahl anf den Grafen Rudolf von Habsburg zu lenken, der in der Schweiz und im Elsaß nur mäßig begütert war. Er hatte ihn gelegentlich einer Reise nach Rom kennen gelernt, wo Rudolf ihm das Geleit durch sein Gebiet gab. Bei seiner erprobten Tapferkeit, Redlichkeit und Klugheit war zu hoffen, daß Rudolf der Gesetzlosigkeit Rudolf von Habsburg. steuern und die Ordnung im Reiche wiederher- stellen werde. Was besonders für ihn einnahm, war feine Frömmigkeit und die Zuneigung. die er der Kirche und ihren Dienern von jeher erwiesen hatte. Eine Sage erzählt: Als Rudolf noch ein einfacher Graf in der Schweiz war, ritt er eines Tages mit feinem Knappen auf die Jagd. Im Gebirge trafen sie einen Priester, der sich gerade anschickte, einen Gießbach zu durchwaten, weil das Wasfer den Steg weggerissen hatte, Anf Befragen ersnhr der Graf, daß der Priester aus dem Wege fei, einem Kranken das h. Abendmahl zu spenden. Ta stieg er ab und über- ließ dem Priester sein Pferd. Am andern Morgen, als der Priester „bescheiden am Zügel gesühret" das Rotz zurückbrachte, nahm es der Gras nicht an, sondern sagte: „Wie kann ich fürderhin zum Streiten und Jagen ein Rotz besteigen, das dem göttlichen Dienste gewidmet war? Behalte es zu diesem Zwecke!" Rudolfs Krönung fand in Aachen mit großer Feierlichkeit statt. Bei der Belehnung fehlte das Zepter. Es war ein peinlicher Augenblick. Da ergriff Rudolf kurz entschlossen das Kruzifix und sprach: „Dies Zeichen, unter dem die Welt erlöst worden ist, wird wohl die Stelle des Zepters vertreten können!" — Zur Kaiserkrönung nach Rom zog Rudolf nicht. Er sagte, Italien erscheine ihm wie die Hohle eines Löwen: Viele Tritte führten hinein, aber nur wenige wieder heraus. Ottokar von Böhmen. Nur Ottokar von Böhmen, der selber nach der Krone strebte, wollte Rudolf nicht anerkennen. Er verweigerte die Huldigung und erschien nicht auf dem Reichstage. Da sprach Rudolf die Acht gegen ihn aus und erklärte Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain für heimgefallene Reichslehen. Rudolf rückte mit Heeresmacht in Österreich ein und nötigte Ottokar zur Abtretung seiner Länder mit Ausnahme von Böhmen und Mähren. Kaum aber hatte Rudolf das Reichsheer entlassen, als Ottokar wieder zu den Waffen griff. In der Entscheidungsschlacht auf dem Marchselde (1278) verlor er Thron und Leben. Österreich, Steiermark und Krain verlieh Rudolf seinen Söhnen und wurde so der Gründer der Habs bürg i]ch = ö ft er reicht scheu Hau smncht. Kärnten erhielt Rudolfs treuer Bundesgenosse Graf Meinhard von Tirol, Böhmen und Mähren wurde Ottokars Sohn überlasten, der sich mit einer von Rudolfs Töchtern verheiratete. Auch in Schwaben und Elsaß gelang es dem König, viele dem Reich entfremdete Lehen, Güter und Rechte wieder zu erwerben. Rudolf sichert den Landfrieden. Die Ordnung im Reiche wiederherzustellen, ließ Rudolf sich besonders angelegen sein. Er zog im Reiche umher, um strenges Gericht Über die adeligen Wegelagerer zu halten und sich der bedrängten Städte anzunehmen. In Thüringen allein ließ er 29 Raubritter hinrichten und 66 Burgen zerstören. In Franken und am Rhein erlagen in einem Jahr 70 Burgen seiner starken Hand. Aber das Streben des Königs, seinem Geschlecht die Nachfolge zu sichern, begegnete dem stärksten Widerstand. In Germersheim befiel ihn eine Krankheit, die seinem bewegten Leben ein Ende machte. Im Dom zu Speier liegt er begraben.
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