Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte - S. 62

1898 - Gießen : Roth
62 Bilder aus der deutschen Geschichte. zum König. Während der entstehenden Kämpfe starb Ludwig Plötzlich auf einer Bärenjagd. Karl Iv. (1346 — 78) war ein schlau berechnender Mann. Hatte er es sich viel Geld kosten lassen, um den Thron zu erlangen, so war er jetzt bemüht,'auf Reichskosten seinen Säckels zu füllen. Seine Erbländer Böhmen, Mähren, Schlesien und Lausitz begünstigte er auf jegliche Weise, dagegen verkaufte er ohne Gewissensbisse Reichsrechte, Zölle rc. an Fürsten und Städte. Man nannte ihn deshalb nicht mit Unrecht „des heiligen römischen Reiches Erzstiefvater". Er gründete 1348 die erste deutsche Hochschule in Prag. Goldene Bulle. Um den Streitigkeiten bei der Kaiserwahl ein Ende zu machen, kam unter Karl Iv. 1356 ein wichtiges Reichsgesetz zu stände. Nach diesem wurde die Kaiferwahl sieben Kurfürsten übertragen und zwar den drei rheinischen Erzbischöfen von Mainz, Trier und Köln, dem König von Böhmen, dem Psalzgrafen am Rhein, dem Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg. Die Kurfürsten (von küren = wählen) erlangten viele neue Rechte. Sie wurden fast selbständig in ihren Ländern, erhielten das seither kaiserliche Recht des Bergbaus, Zollrecht und Münzrecht. Bon der goldenen Kapsel, in welcher das Wachssiegel dieses Gesetzes verwahrt wurde, erhielt es den Namen goldene Bulle. Sie befindet sich in Frankfurt a. M. Jie £eißes8rübet. Während der ersten Regierungsjahre Karls Iv. brachen schreckliche Unfälle über Deutschland herein. Erdbeben und Heuschreckenschwärme verwüsteten das Land, und aus Osten drang die Pest. der schwarze Tod genannt, ein. Diese furchtbare Krankheit raffte in kurzer Zeit mehr als ein Drittel aller Bewohner weg. Man sah in diesen Heimsuchungen eine Strafe Gottes. Um Gott zu versöhnen verbanden sich viele Männer, zogen in Scharen von Ort zu Ort, sangen Butzlieder und zerfleischten ihren Leib mit ledernen Geißeln, die nnt Knoten und Häkchen versehen waren. In seiner Unwissenheit schob das geängstigte Volk die Schuld auf die Juden. Man sagte, diese hätten die Brunnen vergiftet und dadurch das Sterben veranlaßt. Man verfolgte sie deshalb aufs grausamste, und Tausende derselben starben auf dem Scheiterhaufen. Wenzel (1378—1400), der Sohn Karls Iv., war ein träger, der Schwelgerei und Üppigkeit ergebener Mann. Er kümmerte sich wenig um Deutschland und wurde deshalb von den Kurfürsten abgesetzt. Er behauptete sich aber gegen die aufgestellten Gegenkönige, namentlich gegen Ruprecht von der Pfalz. Dieser hatte viel guten Willen, ^aber es gelang ihm nichts, da sein Ansehen zu gering war. Er starb 1410 auf seinem Schloß bei Oppenheim. Sigismund (1411 — 1437). Erst als Sigismund, Wenzels Bruder, zum Kaiser gewählt worden war, verzichtete Wenzel auf den Thron. Das Konzil in Konstanz. In jener Zeit war in Staat und Kirche eine große Spaltung eingerissen. Wie im Reiche mehrere Kaiser, so herrschten in der Kirche drei Päpste*), die sich gegenseitig bekämpften. Das war ein überaus trauriger Zustand und hatte viele Mißbräuche in der Kirche und den Verfall von Zucht und Sitte bei Geistlichen und Laieu zur Folge. Mit vielem Eifer brachte deshalb Sigismund die Kirchenversammlung zu Konstanz zu stände, welche die Einheit der Kirche wiederherstellen und eine Reformation derselben an Haupt und Gliedern bewirken sollte. Auch sollten die „böhmischen Händel" daselbst ihre Erledigung finden. Im Jahr 1414 wurde das Konzil eröffnet, das zugleich ein Reichstag war. Es war eine glänzende Ver-sammlung, denn mehr als 300 hohe geistliche Würdenträger und Fürsten mit zahlreichem Gefolge hatten sich eingefunden. Auch viele Gelehrte uahmeu teil. Der erste Zweck wurde erreicht: die drei Päpste wurden abgesetzt und an deren Stelle ein neuer erwählt. Die Reformation der Kirche aber wurde verschoben. Durch die Lösung der dritten Aufgabe ist das Konzil besonders bekannt geworden. Johannes Kuß war Professor an der Prager Hochschule. Er hatte freiere Ansichten über den Ablatz und die übergroße Macht des Papstes geäußert. Dabei stützte er sich auf die Schriften Johann Wiklefs, eines Lehrers an der englischen Hochschule zu Oxford. Der Erzbischof von Prag ließ die Schriften von Wikles und Huß verbrennen und that den letzteren in den Bann. Da berief sich Huß aus die Entscheidung einer allgemeinen Kirchenversammlung. In Konstanz erschien nun der furchtlose Mann, nachdem der Kaiser ihm freies Geleit zugesichert hatte. Als Huß in Konstanz erschien, wurde er, trotz des ihm zugesicherten freien Geleits, gefangen gesetzt und fand erst im folgenden Jahre Gehör. Huß sollte widerrufen, was er gelehrt hatte. Als er sich dazu nicht bereit finden lietz, wurde er für einen Ketzer erklärt und zum Tode verurteilt. Der weltlichen Gewalt überwiesen, wurde nun Hutz, trotz des ihm zugesicherten freien Geleits, dem Scheiterhaufen übergeben und erlitt standhaft den Tod. Gleiches Schicksal erlitt im folgenden Jahre sein Freund und Schüler Hieronymus von Prag. Kussttenkriege. An den Scheiterhaufen dieser Männer entzündete sich ein furchtbarer Religionskrieg. Die Anhänger des Huß, erbittert durch das Schicksal ihres Landsmannes, nahmen nun dem Konzil *) 1805 hatte der König von Frankreich den neugewählten Papst (früheren Erzbischof von Bordeaux) bestimmt, seinen Wohnsitz in Avignon zu nehmen. Siebzig Jahre laug regierten die Päpste von hier aus die Kirche, waren aber in vielem von Frankreich abhängig. Diese „babylonische Gefangenschaft" endete mit der Rückkehr des Papstes nach Rom. Nun wählten einige französisch gesinnte Kardinäle einen andern Papst, der in Avignon regierte. Die Kirchenversammlung in Pisa setzte die beiden ab und wählte einen neuen Papst. Trotzdem regierten auch die beiden andern weiter.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer