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1. Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 91

1872 - Berlin : Gaertner
— 91 — einem deutschen Kaiser eigentlich gar nicht mehr die Rede. Es gab, namentlich seitdem Preußen zu einer europäischen Hauptmacht erhoben war, große und kleine, beschränkte und unbeschränkte Fürsten, welche nach eigenen Gesetzen herrschten und sich durch stehende Heere Gewicht zu verschaffen wussten. So sehen wir den Kaiser nicht mehr für Deutschland, sondern für seine österreichischen Erbländer in den Kampf ziehen, und die Gesandten und Geschäftsmänner, welche statt der Fürsten auf dem Reichstage zu Regensburg erschienen, waren nicht mehr die Vertreter des deutschen, sondern der österreichischen, preußischen, sächsischen und anderer Staaten. Zur Schwächung des kaiserlichen Ansehens trugen auch die Religionshändel nicht wenig bei. Resormirle und Lutheraner verfolgten fick gegenseitig (in der Pfalz), und der Kaiser, der einen oder der anderen Partei zugethan, erregte bei der ihm entgegenstehenden Mistrauen, selbst wenn er die Absicht hatte, mit Duldung aufzutreten. Je mehr indess der deutsche Natioualsiun schwand, desto freier und selbständiger entwickelten sich Handel und Gewerbe, Künste und Wissenschaften in den einzelnen Staaten. §. 111. Preußens Übergewicht. Nach dem Tode Franz I. wurde Josef Ii. (1765—1790) Mitregent seiner Mutter. Er erhielt anfangs wenig Einfluss auf die Regierung. Maria Theresia förderte den Handel und Ackerbau, sckasfte Tortur, Hezenprozesse und Inquisition ab, legte Schulen an und führte überhaupt treffliche Verbesserungen in die Verwaltung ein (Fürst Kaunitz). Friedrich der Große sah die Bestrebungen Österreichs nicht ohne Mistraueu an, indem er glaubte, Josef werde dem Kafferthum seine ehemalige Macht wieder verschaffen. Daher begann er mit ihm, als er nach dem Tode des Kurfürsten von Baiern auf dieses Land Ansprüche machte, einen Kampf (baiersche Erbfolgekrieg 1 7 7 8). Einige unbedeutende Gefechte in Böhmen und Schlesien nöthigten den Kaiser, im Frieden zu Xeschen (1779) dem Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, als dem nächsten Erben, gegen Abtretung des Jnnviertels ganz Baiern zu geben. Zwar wollte Josef später den größten Theil der Niederlande als Königreich Auskosten an Karl Theodor gegen Baiern abtreten; doch verhinderte auch dies Friedrich der Große durch die Errichtung des deutschen Fürstenbundes (1785) mit Mainz, Sachsen, Hannover u. a. Als Maria Theresia starb (1780), entwickelte Josef seine ganze Thatkraft, indem er ein Toleranzedikt gab, viele Klöster aufhob, den Einfluss des Papstes beschränkte (Pius Vi. in Wien), mildere Censur einführte und die Todesstrafe abschaffte. Doch erregte er durch seine Neuerungen im Zollwesen und ein neues Steuergesetz bei den Ungarn und Belgiern lvon der Noot) große Erbitterung. Unglücklich war Josef in einem rnssisch-lürkischeu Kriege, an welchem er theilnahm. Er starb, ohne viele von seinen willkürlichen, wenngleich oft wohlgemeinten Verbesserungen ausgeführt zu haben. Vier Jahre vor seinem Tode war Friedrich der Große, nachdem er Preußen zum Range einer der ersten europäischen Mächte erhoben hatte, gestorben. §. 112. Untergang des römischen Kaiserreiches. Nach dem Tode Friedrichs des Großen brach in Frankreich die Revolution aus. Die Folgen derselben erstreckten sich auf ganz Europa, besonders auch auf Deutschland. Wir deuten hier nur mit wenigen Worten die Deutschland betreffenden Ereignisse an.
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