Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 101

1872 - Berlin : Gaertner
— 101 — richten und entwarf einen letzten tollkühnen Kriegsplan dergestalt, dass eine unter Bourbaki gebildete Ostarmee Belfort entsetzen, die Linie Werders durchbrechen und dann über den Oberrhein den Krieg nach Deutschland hineintragen sollte. Während endlich das Bombardement von Paris seinen Anfang nahm (27. Dez.), drang Bourbaki gegen die Armee Werders vor. Dieser war bereits über Dijon hinaus und hatte bei Nuits siegreich gekämpft. Als Bourbaki sich näherte, zog er sich auf sichere Linien bei Montb^liard und Vesoul zurück und hielt den Gegner durch ein Gefecht beivillersexel so lange auf, bis er südlich von Belfort eine feste Stellung gewonnen hatte. In der That wurden nun von Bourbaki vom 15. bis 17. Jan. die heftigsten Angriffe gemacht; am 18. aber entschloss er sich zum Rückzüge, weil er wusste, dass von Metz und Paris aus die Generale v. Zastrow und v. Fransecki im Begriff waren, ihm den Rückzug abzuschneiden. Diese drängten ihn auf Pontarlier an der Schweizer Grenze, während Manteuffel die Straße nach Lyon besetzte. Nun blieb Bourbaki nichts übrig, als mit seinen 80,000 Mann Zuflucht in der Schweiz zu suchen (1. Febr.). Die Ausfälle, welche von Paris aus auf die umlagernden Truppen gemacht worden waren, hatten gar keinen Erfolg, und so kapitulirte Paris schon am 19. Januar. Jules Favre und Bismarck unterzeichneten einen dreiwöchentlichen Waffenstillstand, während dessen eine französische Nationalversammlung nach Bordeaux berufen wurde. Diese war von so friedlicher Stimmung, dass schon am 2. März die Friedensbedingungen festgestellt werden konnten. Nach denselben fiel das Elsass und der deutschredende Theil von Lothringen mit Metz an Deutschland; nächstdem zahlte Frankreich binnen 3 Jahren 5 Milliarden Kriegsentschädigung; die Deutschen räumten die westlich und südlich von Paris gelegenen Landstriche, behielten dagegen die nördlichen und östlichen Forts um die Hauptstadt, ebenso die nordöstlichen Departements so lange besetzt, bis nach gewissen, näher bestimmten Terminen die Kriegsschuld gezahlt sein würde. Der Krieg hat im ganzen 7 Monate gedauert. Unter den in dieser Zeit vorgefallenen 156 Kämpfen waren 17 große Schlachten. Es wurden dabei 26 Festungen genommen, 11,650 Offiziere, 363,000 Mann zu Gefangenen gemacht und über 6700 Geschütze und 120 Adler erbeutet. Der König von Preußen kehrte am 17. März als Kaiser in seine Hauptstadt zurück. Der nächst ihm mächtigste deutsche Fürst, der jugendliche König von Baiern, Ludwig Ii., hatte ihm im Namen sämmtlicher deutscher Fürsten die Kaiserkrone angetragen; dasselbe thaten die Abgesandten des norddeutschen Bundes. Am 18. Jan. 1871, dem Krönungstage der preußischen Könige, fand im Potafte zu Versailles die Proklamation der Annahme der deutschen Kaiserkrone statt. Der erste allgemeine deutsche Reichstag wurde am 21. März nach Berlin einberufen. Der Kaiser eröffnete denselben mit einer Rede voll Demut und Dank gegen Gott und schloss mit den Worten: „Möge die Wiederherstellung des deutschen Reiches für die deutsche Nation auch nach innen das Wahrzeichen neuer Größe sein; möge dem deutschen Reichskriege, den wir so ruhmreich geführt-, ein nicht minder glorreicher Reichsfriede folgen, und möge die Aufgabe des deutschen Volkes fortan darin beschlossen sein, sich in dem Wettkampfe um die Güter des Friedens als Sieger zu erweisen. Das walte Gott!"
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer