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1. Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 114

1872 - Berlin : Gaertner
— 114 — 1678 bringen sie noch einmal unter Horn nach Preußen vor und werben wieberum geschlagen (der sieben Meilen lange Schlittenzug auf dem furifchen Haft bis nach Königsberg). Den rechtlichen Gewinn aus btesen Kriegen erlangt inbess der Kurfürst nicht, nicht einmal die schlesischen Fürstentümer, die 167 5 erlebigt worben. Denn der Kaiser Leopolb schloss mit Frankreich zu Nymwegen einen Frieden, in welchem er den Kurfürsten völlig preisgab, sobass dieser es nun mit Schweden und Frankreich zu thun hatte. So bleibt ihm nichts anberes übrig, als den Schweden die pommerschen Besitzungen zu lassen und sich mit einer Gelbentschäbigung zu begnügen (Friebe zu St. Germain 1679). Um so mehr wenbet er alle Sorgfalt auf die Verwaltung seiner Länder (Mühlroser Kanal, Postwesen, Kartoffelbau). Der Handel blüht, zwei Schiffe (der Hollänber Benjamin Raule, Grünbung der Kolonie Groß-Friebrichsburg in Ober-Guinea) segeln nach Afrika; Seiben-, Tuch-unb Wollenmanufaktur kommt in Gang, Tabacksfabriken werben angelegt („Ne, gnäbge Herr Dübel, ick freete feen Füer"); viele tausenb refonnirter Franzosen wanbern ein und heben die Jnbnstrie, ein stehenbes Heer wirb geschaffen, Schnlben werben getilgt, Schnlanstalten gegrünbet (Werbersches Gymnasium), bte königliche Bibliothek wirb in der jetzigen Schlossapotheke angelegt, Paul Gerharb und Simon Dach wirken als Dichter. Von Volksbildung ist inbess noch nicht die Rebe, es herrscht Aberglaube (die Wunbereiche zu Wittstock, bte weiße Frau), Völlerei, Morb und Tobschlag. Selbst wahrhaft fromm, streng refonnirt, besaß der Kurfürst eine ebenso fromme Gemahlin, Luise von Oranten (Jesus meine Zuversicht?); nach bereu Tode heiratete er Dorothea, verwittwete Herzogin von Braunschweig, die beim Volke nicht beliebt war. Der Kurfürst stirbt (sein Testament) mit dem Gebete: „Ich weiß, bass mein Erlöser lebt", und die ihn um-ftehenben Geistlichen sprechen: „Unsere Seele sterbe den Tod dieses Gerechten." Ihm folgte sein Sohn Friedrich Iii. (1688—1713), bis 1701 als Kurfürst und von ba ab bis 1713 als König von Preußen. Der Staat umfasst 2043 O.-M. mit anderthalb Millionen Einwohner. Der große Kurfürst hatte sich durch seine zweite Gemahlin bestimmen lassen, ein Testament (1668) auszusetzen, nach welchem zugunsten ihrer Kinder Theilungen des Landes dergestalt vorgenommen werden sollten, bass Friedrich Iii. zwar Beherrscher der Mark blieb, die Söhne der Dorothea aber mit Statthaltereien in berselben bedacht wurden. So lag für die Zukunft die Möglichkeit zu mancherlei Konflikten vor. Wenigstens war dem Kaiser die Sache sehr gelegen. Er hatte bereits die schlesischen Fürsten-thitmer eingezogen und sah die Mark Brandenburg einer weitern Zerstückelung preisgegeben; er wünschte aber im Kampfe gegen Frankreich und die Türken den Kurfürsten zum Bundesgenossen zu haben und versprach ihm daher den Schwie-buser Kreis unter der Bedingung, dass der Kurfürst auf die schlesischen Fürsten-thümer Verzicht leiste. Dies geschah. Als nun Friedrich Iii. zur Regierung kam, that er sofort Schritte beim Kaiser, dass dieser das Testament für ungültig erkläre. Darauf ging der Kaiser ein, falls der Kurfürst auf den Schwiebuser Kreis verzichten würde. Friedrich that dies, hielt sich nun aber auch nicht mehr verpflichtet, seine Ansprüche auf die schlesischen Fürstentümer fallen zu lasten. So werden die kurfürstlichen Besitzungen vor einer möglichen Zerstückelung gesichert. (Die anbeten
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