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1. Lebensbilder und Sagen - S. 122

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 122 — Hütte des Fergen erblickte. Er steckte einen goldenen Armreif an die Spitze des Schwertes und rief, indem er den glänzenden Lohn in die Höhe hielt: „Hol' mich über, ich bin Amelrich." Da trat der Ferge aus der Hütte, band den Kahn los und ruderte zu Hagen hinüber. Doch als er näher kam, merkte er den Betrug. „Amelrich mögt Ihr wohl heißen," rief er; „doch der, den ich erwarte, seid Ihr nicht! Darum soll Euch die Überfahrt verweigert sein." Hagen aber schwang sich in das Boot und wollte den Fergen zwingen; doch der ergriff das Ruder und schlug damit dem Helden einen so wuchtigen Schlag, daß er zu Boden stürzte. Schnell sprang Hagen aus die Füße und trennte mit einem sausenden Schwertstreiche des Schiffmanns Haupt vom Rumpfe, so daß das rauchende Blut über den Boden des Schiffleins dahinfloß. Er warf den Toten in den Fluß und ruderte der Stelle zu, wo die Burguudeu zurückgeblieben waren. Nun begann er eine harte Arbeit: alle Ritter und Knechte brachte der unermüdliche Recke an das andere Ufer, immer wieder sah man ihn mit dem leeren Kahn zurückkehren, immer wieder den gefüllten hinüberrudern. Als endlich alle übergesetzt waren, stieg Hagen zu Roß. Hoch hob er sich in den Bügeln und rief: „Nun höret die Kunde, die mir von weisen Meerweibern kommt: keiner von uns allen kehrt wieder an den Rhein zurück." Da erschraken Ritter und Knechte, manche Wange wurde bleich, und manches Herz klopfte bange und verzagt. lwie die Burgunden in Bechlarn Aufnahme fanden.) Sie ritten nun an der Donau entlang, an Passau und Linz vorüber, und kamen nach Bechlarn, der Burg des Markgrafen Rüdiger. Hier wurde ihnen ein freundlicher Empfang bereitet. Rüdiger war ein reicher Herr, hochgeehrt von König Etzel und beliebt bei Vornehm und Gering. Er freute sich des Besuchs so vieler tapferer Ritter und richtete schon im voraus alles aufs beste zur Ausnahme des bnrgnn-difchen Heeres zu. Für die Knechte wurden auf dem freien Felde Hütten erbaut, die Könige und die Ritter sollten in den Hallen der Burg beherbergt werden. Nach höfischer Sitte ritt Rüdiger den Gästen eine Strecke entgegen und geleitete sie in den Saal, wo sie von seiner Gattin Gotlind und seiner Tochter, der lieblichen Dietlind, freundlich empfangen wurden. Gern ruhten die Burgunden nach dem langen, ermüdenden Ritt in dem gastfreien Bechlarn; sie labten sich an dem reichen Mahle, zu dem ihr Wirt sie einlud, und rühmten laut den Reichtum und die Güte des Gastgebers. Als die Speisen von den Tischen gehoben waren und die Becher kreisten, trat auch Frau Gotlind mit ihrer schöueu Tochter in den Saal. Aller Augen weilten mit
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