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1. Geschichte der Neuzeit - S. 88

1899 - Hannover [u.a.] : Meyer
begriffene Insel Corsica (1768). Dagegen war der Staat durch die Mißregierung dieses nur den Lüsten der Welt frönenden Königs in den tiefsten Verfall geraten: die Achtung vor dem Monarchen war geschwunden, der Wohlstand der arbeitenden Klaffen zerrüttet, der Adel verwildert, Ackerbau, Gewerbe und Handel gelähmt. Mit Sehu-fucht erwartete das Volk den Tod des verachteten und verhaßten Königs, mit Jubel begrüßte es die Thronbesteigung feines Enkels, Ludwigs Xvi. (le clesire 1774). Er war damals 20 Jahre alt. Der Franzose Miguet urteilt über ihn: Louis Xvi. avait l’esprit juste, le cceur droit et von; mais il etait sans energie de caractere, et il n’avait aucune perseverance dans la conduite. Ii manquait de cette volonte souveraine qui seule accomplit de grands cliangements dans les Etats, et qui est aussi necessaire aux monarques qui veulent limiter leur puissance qu’ä ceux qui veulent l’agrandir. Er war mit Marie Antoinette, der Erzherzogin von Östreich, vermählt. Maria Theresia hatte die Werbung Frankreichs um ihre 1755 geborene Tochter mit Freuden begrüßt, da sie hoffte, durch eine solche Verbindung eine dauernde Freundschaft mit den Bonrbonen zu begründen. Die Erzherzogin erhielt daher eine völlig französische Erziehung: französische Sprach- und Tanzmeister erteilten ihr Unterricht, französische Bücher bildeten ihre ausschließliche Lektüre. Im Frühling 1770 verließ sie Wien; als der Zug die Grenze Frankreichs erreichte, wurde die junge Fürstin feierlich empfangen, doch mußte sie ihre sämtlichen Kleidungsstücke mit französischen vertauschen. Noch feierlicher gestaltete sich die Begrüßung in Straßburg (vergl. Goethe, W. u. D. Buch 8); auf dem Wege nach Paris kamen der König und der Dauphin der Erzherzogin entgegen. Die Vermählung fand am 16. Mai zu Versailles statt. Als am Ende des Monats zum Beschlusse der Hochzeitsfeierlichkeiten die Stadt Paris ein glänzendes Feuerwerk abbrennen ließ, entstand unter der schaulustigen Menge ein solches Gedränge, daß mehrere hundert Menschen zerdrückt oder zertreten wurden. Zunächst erfreute sich die schöne Dauphine allgemeiner Liebe; doch die Gunst des alten Königs erweckte ihr zahlreiche Neider am Hofe, und bald wußte man die Autricliienne aus dieser Gunst zu verdrängen. Sie bot durch ihr leichtlebiges, allen Vergnügungen sich hingebendes Wesen reichlich zum Tadel Anlaß, und ihre Feinde und Feindinnen verstanden sich vortrefflich auf die Kunst, aus kleinen Verstößen gegen die Etiquette, aus au sich harmlosen Worten, aus den Äußerungen eines jugendlichen Frohsinns Anklagen und Verleumdungen zu ziehen, die in der breiten Masse des Volkes nur allzu leicht Glauben fanden.
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