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1. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 58

1911 - Berlin : Winckelmann
— 58 — anbetn Gebäuden) baftanb. Im obernen Stockwerk des Turmes weilte bestänbig der Turmwart, um bei Tag und Nacht auszuschauen, ob etwa ein Feind nahe. Drohte Gefahr, so stieß er in das gellende Horn, um die Insassen der Burg aufmerksam zu machen. Wenn es Raum und Mittel zuließen, so baute man neben dem Bergfrieb ein besonberes Herrenhaus, den Palas des Ritters, der oft recht stattlich nub geräumig war. Vermehrte sich die Familie durch Kinder ober Zuzug von Verwanbten, ober war der Burgherr ein Gras ober Fürst, so entstanben An- und Neubauten, die freilich des knappen Raumes wegen oft sehr hoch ausgeführt werben mußten. Ans einer ansehnlichen Burg fanb mau auch ein heizbares Frauenhaus, Kemnlte. Größere Burgen hatten auch Frembenzimmer und eine Babestube. Außerbem gab es eine Burg-k a p e l l e , bereu „B u r g k a p l a n" zugleich Schreiber und Hauslehrer der Familie sein mußte. Im Schnitzhause fertigte man Lanzen, Schilbe, Waffen und auch wohl Geräte für den häuslichen Bebarf an. Im Rüst* Haus besanben sich die Waffen und Waffenanzüge. Schauerlich sah es im Burgverließ, dem untern Teil des Bergsriebs, aus, wo man die Gefangenen unterbrachte. Außerhalb der eigentlichen Burg lag ein freier Raum, welcher Vorhof ober Zwinger hieß. Hier stauben die Wirtschaftsgeb äube und das Wohnhaus für die Knechte; auch fanb man bort die Scheunen, außerbem die Stallungen für Pf erbe, Rinber, Schweine, Hunbe, Hühner, Jagbfalken ufw. Vom Zwinger gelangte man zum Tor-Turm, der zu Verteibigungszwecken biente. Zwischen dem Herrenhaus und Tor-Tu^m lag die Küche. Aus einem Ziehbrunnen, der sich aus beut Hofe ober im Bergfrieb befanb, mußte man das Wasser für bett Bebarf emporwinben. Häusliche Einrichtungen. Sehr behaglich war das Leben auf einer Burg nicht. Im Winter faß man, in Pelze gehüllt, fröstelttb am schlecht heizenden Kantine. Ta die kleinen trüben Horn- und Pergamentfenfterfcheiben nicht genügenb Licht hinburchließen, die Fensterläden aber bei Unwetter geschlossen würden, so mußte man oft auch am Tage den Kienfpan ober ein Wachslicht an-zünben. Wie eng wohnte überhaupt alles zusammen, wenn z. B. auf kleinen Burgen nur ein Raum als Schlaf-, Wohn- und Gastzimmer biente! Im Sommer zeigte sich das Hauswesen in einer sreunblicheren Gestalt. Tann war es angenehm, vom hohen Erker über die Wipsel der Bäume ins Tal zu schauen ober im Gärtchen an der Burgmauer zu sitzen, wo Lilien und Rosen blühten und die Vögel sangen. Auch im Saal, dem Hauptraum des Palas, war es dann lustig und hell, und man sah, daß hier schöne Teppiche die Wänbe und den Fußboben zierten, und die Möbel bunt bemalt waren. Die Kemnate war mit Handarbeiten der Frauen geschmückt; benn in jener Zeit webten, nähten und stickten die Ebelsrauen sehr kunstvoll und fleißig. Sitten. Soweit es die Verhältnisse gestatteten, sah man in Ritterkreisen auf Reinlichkeit, schöne Kleibung und Schmuck. Es gab bamals schon Schleppen, spitze Schuhe, Haubschuhe, Schminke und falfche Haare. — Bei Tische ging es jeboch vielfach anders zu, wie bei uns. Das Fleisch, welches auf die Tafel kam, war bereits von besonbers dazu bestellten Knaben ober Mäbchen zerkleinert, und man führte die einzelnen Bissen mit den Fingern nach dem Munbe; benn Gabeln waren für biefen Zweck noch nicht im Gebrauch. Natürlich fanb vor Tisch ein allgemeines Hänbewaschen statt, ehe die Finget in die Schüssel fuhren. Oft aßen zwei ober mehrere Personen ans berselben Schüssel und
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