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1. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 121

1911 - Berlin : Winckelmann
— 121 — deutscher Dichtung. Sie sind voll Kraft und Innigkeit und in einem einfachen kindlichen Volkston gehalten; es seien nur genannt: „Befiehl du deine Wege" — „Nun ruhen alle Wälder" — „Wie soll ich dich empfangen!" Paul Gerhardts Zeitgenossen. Zu den Zeitgenossen Gerhardts gehörte Martin Hinifart, ein sächsischer Prediger, dessen Lied: „Nun danket alle Gott," viel gesungen wird. Heinrich Albert, Domorganist in Königsberg, dichtete: „Gott des Himmels und der Erden." Michael Schirmer in Berlin: „O heilger Geist, kehr bei uns ein." Georg Heumars in Weimar: „Wer nur den lieben Gott läßt walten". Johann Scheffler, anfangs evangelisch, später-katholischer Priester, verfaßte das köstliche Lied: „Mir nach, spricht Christus, unser Held." — Der Jesuit Friedrich von Spee dichtete viele anmutige Lieder, die von einer inbrünstigen Liebe zum Heilande Zeugnis ablegen. Ter Simplizissimus. Zu denjenigen Erzählungen, welche das Landstreicherleben des 30jährigen Krieges schildern, gehört auch der abenteuerliche „ S i m p l i z i s s i m u s " von C h r i st o f f e l von Grimmelshausen, der in jener Zeit lebte. — Der Held, welcher seine Geschichte selbst erzählt, ist ein Bauernsohn aus dem Spessart. Unter den Greueln des 30jährigen Krieges wurde er von seinen Eltern getrennt und bei einem Einsiedler aufgezogen. Umherstreifende Kriegsscharen griffen später den Jungen auf und führten ihn nach Hanau zum Kommandanten der Stadt. Nachdem letzterer den Mutterwitz und die Eulenspiegeleien des Knaben kennen gelernt hatte, ließ er ihn zum Narren ausbilden. Darauf fiel er den Kroaten in die Hände, und nach allerlei Gaunereien und Schalkheiten wurde er Soldat und gelangte zu Ansehen und Reichtum. Nun ging er als hoher Herr nach Paris und führte ein üppiges Leben. Seine Ehe, die er einging, schlug übel aus; er verlor sein Geld, und die Blattern entstellten sein Gesicht. Hierauf wurde er wieder Soldat und ergab sich dem Räuberleben. Endlich aber hatte er Gewissensbisse und entschloß sich, einen ordentlichen Lebenswandel zu führen. Nachdem er nuu eine Zeitlang auf einem Bauernhöfe sein Dasein verbracht hatte, ging er abermals auf Abenteuer aus, bis er schwach und matt wurde. Schließlich bekehrte er sich, und verlebte den Abend seines Lebens als Einsiedler. 75. Aberglaube und Hexenwahn im 1(6. und \7. Jahr hundert. Aberglaube. In der Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts herrschte in Deutschland ein finsterer Aberglaube. Das Kriegsvolk wähnte, es gebe ein Mittel, sich wider Stich, Hieb und Schuß unverwundbar zu machen. An verschiedenen Orten grub man unter allerlei aberwitzigen Sprüchen und Bräuchen nach Schätzen. Der Glaube an Sterndenterei und Wahrsagerei war sehr verbreitet. Bedeutende Erfolge, die ein Menfch im Leben erreichte, schrieb man feinem Bündnis mit dem Teufel zu. He^enwahn. Besonders beherrschte der entsetzliche Wahn, daß es Hexen und Zauberer gebe, fast alle Köpfe. Schon das finstere unheimliche Aussehen einer Frau oder eines Mädchens genügte, um eine solche unglückliche Person bei dem Volke als eine Hexe zu verdächtigen und dem peinlichen Gericht zur Folter und zum Feuertode zu übergeben. In allen deutschen Ländern
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