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1. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 176

1911 - Berlin : Winckelmann
— 176 — sandte, mit dem Befehl, man möge sofort auseinander gehen, rief Graf M i -r a b e a u, der ebenfalls zum dritten Stande übergetreten war, dem Boten des Königs zu: „Geh, und sage denen, die dich abschickten, daß wir hier na ch demwillen desvolkes versammelt sind und nur der Gewalt der Bajonette weichen werden." Als der gutmütige König nun keine Gewaltmaßregeln ergriff und sogar gestattete, daß Adel und Geistlichkeit sich mit dem dritten Stande vereinigten, da brach der Volksaufstand los. Bald ertönten die Sturmglocken: lärmend zogen bewaffnete Haufen nach der B a st i l Le (dem alten Staatsgefängnis), erstürmten diese und steckten den Kopf des getöteten Kommandanten auf eine Stange. Darauf hob die Nationalversammlung den Unterschied aller Stände auf. Unter dem Mordgeschrei: „An die Laterne", schleppte man viele verhaßte Männer fort und erhängte sie. Durch das Land aber zogen bewaffnete Horden und plünderten die Häuser der Edelleute und Geistlichen. „Krieg den P a l ä st e n! Friede den Hütten!" war ihre Losung. Viele Vornehme flohen nun aus dem Lande, hielten sich unter dem Namen Emigranten (Auswanderer) in der Fremde auf und verdienten oft mit saurer Mühe ihr tägliches Brot. Der Zug nach Versailles. In Paris stieg die Aufregung immer höher, und als daselbst eine große Brotteuerung eintrat, stürmte ein Haufe von rohen Weibern unter dem Geschrei: „Brot! Brot! nach Versailles! nach Versailles!" durch die Stadt. Besonders taten sich hierbei die Fischweiber (die sogenannten Damen der Halle) hervor. Viel Pöbel schloß sich ihnen an, und so zog man singend und trommelnd nach Versailles. Vor dem Hause der Nationalversammlung ries ein roher Mensch: „Wir haben kein Brot und wissen, der König sowie seine Minister sind Verräter; doch der Arm des Volkes wird sie zerschmettern." Unter Flücheu und Schimpfreden mischte man sich unter die Abgeordneten, welchen es nicht gelang, die Masse zu beruhigen. Auch gegen die eingetroffene Nationalgarde wandte sich die Wut des Volkshaufens. Als man nach dem Schloß gezogen war und die königlichen Leibwächter gemordet hatte, zeigte sich der König auf Verlangen des Pöbels. Da schrie der Haufe: „Nach Paris, nach Paris!" — Ludwig gab dem Drängen nach, und in einer Kutsche fuhr er mit der Königin Maria Antoinette und feinen Kindern nach der Hauptstadt, umgeben von der lärmenden Volksmenge. Nach sechs Stunden langte man in Paris an, wohin sich auch die Nationalversammlung begab. Unter dieser befand sich eine aufrührerische Partei, deren Mitglieder sich Jakobiner nannten und eine rote, langherabhängende Mütze trugen. — Bald hörte alle Ordnung auf, und der König mußte wie ein Gefangener leben. Flucht und Gefangennahme des Königs. 1791. Als die Gefahr für ihn immer größer wurde, beschloß Ludwig zu entfliehen. Still fuhr er mit seiner Familie ab, wurde aber in einer Stadt, wo man die Pferde wechselte, von dem Sohne des Postmeisters ersannt. Dieser junge Mann eilte zu Pferde nach der nächsten Stadt und meldete, daß der König unterwegs sei. Sobald Ludwigs Wagen nun ankamen, wurden sie angehalten. Daraus brachte man den König mit den Seinen, umgeben von Soldaten und einem Pöbelhausen, nach Paris zurück, wo man ihn ganz wie einen Gefangenen behandelte. Absetzung des Königs. Nachdem die Nationalversammlung eine neue Verfassung ausgearbeitet hatte, sah der König sich genötigt, dieselbe zu be-
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