1902 -
Erlangen [u.a.]
: Deichert
- Autor: Griebel, Heinrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
§ 86. Die Türkenkriege. 47
11. Ein Jahr nach dem Rastatter Frieden starb Ludwig Xiv. Ludwigs xiv.
(1715). Sein Herz war tief gebeugt und fast aller Hoffnungen be- °
raubt. Vorher schon waren fein Sohn und fein Enkel ins Grab gefunken. Sein Urenkel Ludwig Xv. erbte den Thron. Es war nicht
Schmerz, welcher die französische Nation beim Tode des einst so glänzenden Monarchen erfüllte; man fühlte sich vielmehr von einem schweren Drucke befreit. Der Wohlstand des Landes war verbraucht, die Bevölkeruug erheblich zurückgegangen, und eine große Schuldenlast ruhte auf den Schultern der Unterthanen.
Wir haben nun noch einiger Kriege Erwähnung zu tun, die teils vor dem Spanischen Erbfolgekrieg, teils während desselben sich abwickelten: der Türkenkriege und des Nordischer: Krieges.
Vorerst aber seien die Standeserhöhungen angegeben, die um das Jahr 1700 für teutsche Fürsten eingetreten sind:
a. Die brannschweigisch-lünebnrgische (jüngere) Linie der Welsen erlangte vom Kaiser Leopold I. 1692 unter dem Namen Hannover die Kurwürde (neunte Kur). Der erste Kurfürst war Ernst August. Der Sohn desselben, Georg I., Urenkel des Königs Jakob I. von England, bestieg kraft einer Bestimmung des Utrechter Friedens (§ 85, 9) 1714 den englischen Thron, so daß von nun an Großbritannien und Hannover durch Personalunion vereinigt waren.
Die Trennung der beiden Staaten erfolgte 1837 mit dem Regierungsantritt der Königin Viktoria. (§ 130, 6.)
b. Der prachtliebende und durch seine Körperkraft hervorragende Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen wurde 1697 (Tod Sobieskis) als August Ii. zum König von Polen gewählt, nachdem er vorher zur katholischen Kirche übergetreten war.
e. Der Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg, dessen Ehrgeiz durch die Rangerhöhungen feiner Nachbarn beunruhigt war, nahm 1701 den Titel (Friedrich I.) „K önig in Preußen" an.
(Krönung am 18. Januar zu Königsberg). Die Zustimmung des Kaisers Leopold I. wurde durch das Versprechen, ihn im Spanischen Erbfolgekrieg unterstützen zu wollen, gewonnen.
§ 86.
Die Türkenkriege.
1. Nachdem die -Lürten Konftinopel erobert und das ivströntifchc Allmähliches Reich zum Sturze gebracht hatten (1453,1., § 51), faßten sie die Unter-werfnng des Westens und die weitere Ausbreitung des Islam ins Auge. In wiederholten Anläufen drangen sie im 15. und 16. Jahrhundert vor und wurden eine immer drohendere Gefahr für Ungarn,