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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 87

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 98. Das landesväterliche Wirken Friedrichs des Großen. 87 in ihren Bezeichnungen für die Regungen des Gefühls und die Pro-duf'te des Denkens. Die Erklärnng für diese beklagenswerte Geringschätzung finbet man in dem Bildungsgang des Königs und in den Verhältnissen der Zeit. Schon in zarter Jugend wurde Friedrich mit der französischen Sprache bekannt gemacht und Duhan, fein feingebildeter Erzieher, öffnete ihm nach und nach die Schätze der französischen Sichtung. Als er den Thron bestieg, hatten die Deutschen auf literarischem Gebiete nur Geringwertiges hervorgebracht, geistlose Nachahmungen und Übersetzungen französischer Poesien, Leistungen, die keineswegs geeignet waren, des genialen Königs Interesse anzuregen und zu feffeln. Gegen Ende feines Lebens erfolgte dann allerdings der durch Leffing, Goethe, Schiller 2c. herbeigeführte große Aufschwung in der deutschen Dichtung; aber da war Friedrich zu alt, als daß er es noch zu einer rechten Würdigung der neuen Erscheinungen hätte bringen können. Trotz feiner Abkehr non den Deutschen aber übte er einen außerordentlich günstigen Einfluß auf die Entwicklung der Literatur aus. Seine gewaltigen Taten erweckten in den deutschen Landen ein nationales Bewußtsein, entflammten die Phantasie der dichterisch begabten Naturen und veranlaßten viele, die gewaltigen Eindrücke dichterisch zu gestalten, welche der Verlaus der Ereignisse auf die Gemüter gemacht. Bekannt ist Goethes Urteil: „Der erste wahre und höhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich d. Gr. und die Taten des Siebenjährigen Krieges in die deutsche Poesie." — Auch hatte Friedrich eine Ahnung von dem Erwachen des deutschen Geistes. In seiner Schrift über die deutsche Literatur findet sich die Stelle: „Ich sehe das gelobte Land von Ferne, aber ich werde nicht hineinkommen." 9. Endlich möge hier noch die Stellung erwähnt werden, welche Friedrich der Religion und der Kirche gegenüber einnahm. In seinem religiösen Glauben machte der König eine Wandlung durch. Vor seinem Regierungsantritt stand er noch auf dem Boden des Christentums. In einem Aussatz von 1731 wünscht er den Untergang von Brandenburg, wenn der Staat je gegen die christliche Religion gleichgültig werden sollte und in einer aus dem Jahre 1738 stammenden Ode preist er voll Dankbarkeit die Güte Gottes, seine liebevolle Teilnahme am Geschicke der Menschen, auch spricht er darin seinen Glauben an die Unsterblichkeit der Seele aus. Durch den Umgang mit Voltaire und anderen französischen Philosophen aber wurde eine Umgestaltung in den religiösen Vorstellungen des Königs angebahnt. Er verlor die Wärme des religiösen Gefühls, wurde gleichgültig gegen die Kirche und schätzte nur noch die Moral wegen ihrer Bedeutung für das Glück des einzelnen und für die Wohlfahrt des Ganzen. — Den verschiedenen Kirchengesellschaften gegenüber übte Friedrich die weitgehendste Toleranz. „Die Religionen Müsen alle Tolleriret Stellung zu Religion und Kirche.
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