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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 95

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 100. Josephs Ii. und Friedrichs Ii. Nachfolger. 95 Der scheinbar so festgefügte Bau des preußischen Staates zeigte sich unterhöhlt und Friedrich Wilhelms Ii. Sohn, Friedrich Wilhelm Iii., hatte die schwere Aufgabe, ihn durch die Stürme einer wildbewegten Zeit hindurch zu retten. Trotz des inneren Rückganges aber erfuhr Preußen unter Friedrich Ve^imgung^n Wilhelm Ii. eine erhebliche Erweiterung seines Gebietsumfanges, rnnu^mt 1791 wurden ihm kraft des Teschener Friedens (§ 99, 3) die Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth einverleibt, welche 1769 nach dem Erlöschen der hohenzollernschen Linie in Bayreuth unter dem Markgrafen Alexander von Ansbach vereinigt worden waren; 1793 und 1795 erhielt es einige polnische Provinzen und zwar durch die sog. Polnischen Teilungen, deren Verlauf im folgenden kurz erzählt werden möge. 3. In dem einst mächtigen und blühenden Polen, wo von 1697 Versau Polens, bis 1733 August Ii., von 1733—1763 August Iii. regierte (§ 88, 3), war seit Beseitigung des erblichen Königtums und Einführung des Wahlkönigtums ein arger Verfall, ja eine Zerrüttung aller Ver-hältniffe eingetreten. Die Ursachen davon lagen in den Mängeln der Verfassung, in der Selbstsucht und Entartung des Adels und in dem Nichtvorhandensein eines kräftigen Bürger- und Bauernstandes. Der König entbehrte fast aller Macht; die Gewalt befand sich in den Händen der Edelleute; sie bekleideten die hohen Ämter und Würden, gaben die Gesetze und beriefen bei der Erledigung des Thrones das neue Staatsoberhaupt. Bürger und Bauern waren völlig rechtlos, lebten in finsterer Unwissenheit und letztere seufzten zudem noch unter dem hartem Druck roher Leibeigenschaft. Ein unerquickliches Bild gewährte der in Parteien zerklüftete Reichstag, wo infolge des liberum veto ein einziges Mitglied durch feinen Einspruch das Zustandekommen eines Beschlusses verhindern konnte. Er war der Schauplatz wüster Scenen und wilder Kämpfe. Die Streitigkeiten verpflanzten sich hinaus ins Land und riefen auch dort bedenkliche Unruhen hervor. Das polnische Reich sank immer tiefer und geriet zuletzt in solche Wirren, daß ihm die Kraft zur Fortexistenz abhanden kam und sein Zusammenbruch fast mit Notwendigkeit erfolgen mußte. Die von Vergrößerungsgelüsten erfüllte russische Kaiserin Katharina Ii. benützte solche Zustände, um Einfluß auf die inneren Angelegenheiten des Landes zu gewinnen. 1764 brachte sie es dahin, daß ihr Günstling, der polnische Graf Stanislaus Pouiatowski (1764—1795), zum König erwählt wurde, und seitdem nahm ihr Ansehen unter dem käuflichen und selbstsüchtigen Adel in einer für den Bestand des Staates bedrohlichen Weise zu. Der stets wachsame Friedrich der Große und der Kaiser Joseph Ii. erkannten Katharinas Absicht, sowie die Gefahr, welche aus der Verwirklichung derselben für ihre Staaten erwuchs.
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