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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 145

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 114. Reformen in Preußen und Anbahnung der Erhebung. 145 4. Stein und Scharnhorst, diese Männer der Tat, waren Organi- Patrioten unter satoren des Staats- und Heerwesens. In gleichem Geiste, aber auf Säc anderem Gebiete, wirkten große, von Patriotismus durchglühte Männer, die sich eine Erneuerung im Gedanken-, Gefühls- und Willensleben der Natiou zum Ziele fetzten: vor allem der Philosoph Johann Gottlieb Fichte und der Theolog Friedrich Schleiermacher. Fichte brachte iu seinen gewaltigen „Reden an die deutsche Nation", die er im Winter 1807—1808 im Akademiegebäude zu Berliu hielt, während französische Bataillone mit Trommelwirbel unter den Linden vorbeizogen, den Deutschen zum Bewußtsein, daß sie durch eigene Schuld, durch ihre sündhafte Selbstsucht gefallen seien und daß sie nur durch die Rückkehr zu ihrem echten und reinen Wesen, zu ernster Sittlichkeit, wahrer Bilbnng, Religion und opferwilliger Vaterlanbs-liebe gerettet werben können. Schleiermacher rüttelte bnrch geistreiche Vorlesungen an der Berliner Universität (gegrünbet 1810 auf Anregung Will), v. Humbolbts, des Freunbes von Goethe und Schiller) und tiefsinnige Prebigten die Gewissen seiner Hörer, inbem er mit embringlicheu Worten die Niebrigkeit eines bloßen Genußlebens, die Hoheit sittlicher Größe, die Wonne wahrer, in praktischer Betätigung sich äußeruber Frömmigkeit schilberte und betonte, daß der Wert des Menschen in der selbstlosen Hingabe an das Ganze liege. — Ernst Moritz Arndt forberte in Gebichten und Schriften die Abkehr von der weichlichen, greisenhaften Bilbnng der Zeit, verlangte Mannessinn und Tapferkeit und schürte, auf Gott vertranenb, „der keine Knechte wollte", mit Flammenzungen den Haß gegen Napoleon. Der Turnvater Jahn war mit Eifer bemüht, bnrch Leibesübungen die physifche Kraft der Berliner Jünglinge zu stählen, zugleich aber auch bitrch das Absingen patriotischer Lieber und biirch kurze, originelle Reben die Begeisterung für die Befreiung des Vaterlanbes zu eutzüubeu. Uhlanb bichtete um 1811: „Des Säugers Fluch" und weckte bnrch beit blutigen König, den Fluch des Sängertnms, die Erinnerung an den rachsüchtigen Bebrücker. Und zu beit Lebenbeu gesellte sich die Stimme eines Toten. Schillers Geist erwachte und wanbte sich an die Nation mit den ernsten Mahnworten: „Ans Vaterlanb, ans teure, schließ bich an", und „Nichtswürbig ist die Nation, die nicht ihr alles setzt an ihre Ehre". Die Saat, welche alle diese Patrioten ausstreuten,' reiste langsam, aber sicher zur reichen Ernte heran. Allmählich trat eine innere Ge-suitbung und Verjüngung des Geschlechtes ein. Ehe es aber zur Erhebung und zur Abschiittelung des srembeit Joches kam, mußte noch viel Schlimmes erbitlbet werben. Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 10
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