Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 191

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 132. Regierungsantritt Friedrich Wilhelms Iv. 191 7. 1840 hatte Frankreich, wo Thiers die Staatsgeschäfte leitete, durch seine orientalische Politik eine empfindliche diplomatische Rhein mo. Niederlage erlitten. Es hatte beabsichtigt, den Vizekönig Mehemed Ali von Ägypten, der sich von der Türkei losreißen wollte und im Kampfe mit dem Sultan lag, tatkräftig zu unterstützen und sich dadurch einen für seine Stellung in Nordafrika bedeutsamen Einfluß in Ägypten zu verschaffen. Die vier Großmächte: Rußland, England, Österreich und Preußen aber erblickten in der Integrität der Türkei eine Bedingung des Weltfriedens und traten dem Streben Frankreichs entgegen. Die französische Regierung mußte ihren Plan aufgeben. Das leicht erregbare Nationalgefühl empfand dies als Kränkung und sah sich nach Ersatz für den Entgang um. Der lüsterne Blick der beleidigten Nation fiel aus deutsches Land. Wie in der Zeit Ludwigs Xiv. und der Revolutionskriege hielt man den Rhein nicht für Deutschlands Strom, sondern für Deutschlands Grenze und traf Vorbereitungen zu Eroberungen. Dabei gab man sich der Hoffnung hin, daß es der zwischen Preußen und dem konstitutionellen Süden bestehende Gegensatz nicht zu einer Einigung der Deutscheu werde kommen lassen. Allein wunderbar war die Wirkung der Verfinsterung am politischen Himmel auf das deutsche Volk. Der Einheitsgedanke trat mit aller Lebhaftigkeit in die Seele und drängte alles in den Hintergrund, was mit Mißtrauen erfüllt hatte. Alle Stämme fühlten sich zur gemeinsamen Abwehr der Gefahr verbunden. Der patriotischen Wallung jener Zeit entquollen zwei Lieder: „Die Wacht am Rhein" von Schneckenburger und Beckers Rheinlied: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien, deutschen Rhein, bis seine Flut begraben des letzten Manns Gebein", von welchen namentlich das letztere Gefühle wach rief, „die einen wohltuenden Gegensatz zu dem vaterlandslosen Weltbürgertum der dreißiger Jahre bildeten." Die Kriegswolke verzog, ohne sich zu entladen. Thiers wurde gestürzt und der friedliebende Qnizot kam ans Ruder. Aber die Stimmung, die in Deutschland angefacht war, blieb; sie fand 1842 einen begeisternden Ausdruck gelegentlich der Grundsteinlegung für den Ausbau des Kölner Domes, dieses großartigsten, erhabensten Denkmals mittelalterlicher Baukunst. Friedrich Wilhelm Iv., der mit anderen deutschen Fürsten dem religiös-patriotischen Feste anwohnte und die Weiherede hielt, brachte die Vollendung des Tempels in Beziehung zum Ausbau des gemeinsamen deutschen Vaterlandes und rief der Nation die beherzigenswerten Worte zu: „Deutschland baut diese Tore — so mögen sie für Deutschland durch Gottes Gnade die Tore einer neuen großen Zeit werden. Der Geist, der diese Tore baut, ist derselbe, der vor 29 Jahren
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer