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1. Vom Regierungsantritt Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 10

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
10 I. Das theokratische Weltreich Karls des Großen. zur Rhonemündung im Westen und durch den Rhein im Osten begrenzt wird, ein Gebiet von sprachlich und national bunt gemischter Bevölkerung. Das östlich davon gelegene Reich Ludwigs des Deutschen war rein germanisch, Karls des Kahlen Gebiet im Westen natürlich überwiegend romanisch. Auch unter den Söhnen Lothars fand sich keine Persönlichkeit, die den mit der Kaiserkrone verbundenen Machtansprüchen Geltung verschaffen konnte. Einer von ihnen mußte sich in einer Ehescheidungsangelegenheit sogar dem Willen des Papstes Nikolaus I. beugen. Nikolaus konnte sich auf die Bischöfe stützen, während die großen Erzbischöfe für den König eintraten. Die Bischöfe konnten hierbei mit .Jöilfe des Papsttums ihre Abhängigkeit von den Metropoliten lockern, ein Bestreben, das dem Papsttum nur willkommen sein konnte, da der Gedanke einer landeskirchlichen Entwicklung unter Führung etwa des Erzbischofs von Lyon oder von Rheims dadurch verhindert wurde. Zn dieser Zeit entstanden die „pfeudoisidorifchen Dekretalen", deren Hauptgedanke die Befreiung der Bischöfe von der Gewalt des Königs ist, während dem Papsttum in erfundenen alten Briefen und Konzilsbeschlüssen eine ungeheure Machtfülle zugesprochen wird. Verwirklichen ließen sich diese Ansprüche der Kirchenpartei noch nicht, aber sie blieben ein aussichtsvolles Programm für die Zukunft. Nach dem Aussterben der Linie Lothars teilten Ludwig und Karl im Vertrage von Merfen 870 das Mittelreich; der nördliche Teil fiel an Ostfranken, der südliche an Westfranken. Die Kaiserwürde ging für einige Zeit auf Ludwig und feine Nachfolger über; doch wurde sie bedeutungslos, da dem deutschen Königtum zunächst dringendere Aufgaben gestellt waren. Es handelte sich vor allem um den Schutz der Nordfeeküste gegen die Angriffe der Normannen jenes Zweiges der Nordgermanen, der damals in eine Periode der Wanderung eintrat. Auf ihren kleinen, schnellen Schiffen fuhren sie die Flüsse aufwärts und verheerten weithin das Land. Ihrer Angriffe wegen mußte das unter Karl dem Großen in Hamburg gegründete Erzbistum nach Bremen verlegt werben; von bort aus betrieb Erzbischof Ansgar die Bekehrung der fkanbinavifchen Länber. Von Osten her, aus den ungarischen Ebenen, brangen die Magyaren vor, die besonders Bayern und Sachsen, aber auch Franken heimsuchten. Das Königtum war nach dem Tode Lubwigs des Deutschen nicht mehr imstanbe, an allen gesährbeten Orten wirksamen Schutz zu gewähren. So bilbeten sich wieber lanbfchaftliche Gewalten heraus, die biefe Aufgabe an Ort und Stelle übernahmen. Es treten einheimische Lerzöge an die Spitze der Stämme: Bayern, Schwaben, Franken, Sachsen, Loth-
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