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1. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 14

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 14 — Besitz dieser Landschaften, darauf erbte sie Kaiser Maximilian; infolgedessen kamen sie zunächst unter spanische und 1714 unter österreichische Oberhoheit. Durch ihre rege Gewerbtätigkeit, durch Schiffahrt und Handel erwarben sie großen Wohlstand. Brügge, Gent, Brüssel und Antwerpen bildeten vor 1500 die wichtigsten Gewerbe- und Handelsstädte im nordwestlichen Europa. Schon früh hatte die Weberei und Spitzenmacherei hier eine Heimstätte gefunden. Die Tuchweber in Gent waren so zahlreich und wohlhabend, daß sie in Kriegszeiten einen Heerbann von 30000 Mann ins Feld stellen konnten. Daneben betrieb man auch schon die Waffen- und die Eisenindustrie (in Lüttich die Waffen, in Brüssel Harnische) und die reichen Kohlenlager des Landes beutete man schon im 12. Jahrhundert aus. Brügge schwang sich zum Haupthandelsplatze auf. Es hatte damals noch einen Hafen und bildete den Stapel für den gesamten nördlichen und nordwestlichen und nordöstlichen Handel. Diesseit der Alpen war Brügge die größte Stadt, die zur Zeit ihrer Blüte gegen 180000 Einwohner zählte. Unglaublicher Wohlstand zeichnete seine Bürger aus. Als die französische Königin einst nach Brügge kam, rief sie voll Erstaunen aus: „Ich glaubte hier die einzige Königin zu sein, ich finde aber, daß es hier über 600 gibt." Solche Pracht entfalteten die Brügger Frauen. Sie konnten es auch. Italiener, Franzosen, Portugiesen und Katalonier führten zu Schiffe und Deutsche zu Lande die morgenländischen Waren hier ein, nämlich Seidenzeuge, Samtstoffe, Gold-und Silberstoffe (Brokate), Gewürze, Drogen und Wohlgerüche; die rheinischen Gebiete lieferten Wein und Waid (Farbstoff), die baltischen Länder Getreide, Pelze, Fische, Hanf und Flachs; Frankreich und Portugal feurige Weine und Salz; Wolle sandte vor allem das nahe England. Da sich in Brügge der gesamte morgenländisch-abendländische, der nordische und südliche Welthandel als in einem Knotenpunkte sammelte, besaßen hier die deutschen, italienischen, portugiesischen, kata-lonischen, französischen usw. Handelshäuser ihre Kontore und Faktoreien. Banken und eine Börse besorgten den Gelbhanbel; Versicherungsanstalten, Wechsel- und Maklerorbnnngen erleichterten den Handel und die Schiffahrt. Aber Brügge verlor um 1500 diese einzigartige Stellung und mußte sie an Antwerpen abtreten. Dies hatte einen besseren, geräumigeren Hafen und gewährte den fremben Kaufleuten alle Rechte und Freiheiten, um sie zur Nieberlassung zu bewegen. Hier siebelten sich daher auch viele der aus Spanien vertriebenen Juben an. Antwerpens Aufblühen als Welthanbelsstabt fiel in die Zeit, in welcher sich die Folgen der Auffindung des Seewegs nach Ostindien bemerkbar machten. Hierdurch ging der einträgliche ostinbische Gewürzhanbel von den Italienern auf die Portugiesen über, die zugleich Perlen, Baumwollstoffe usw. mitbrachten. Was in Lissabon ankam, das gelangte zumeist nach Ant-
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