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1. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 68

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 68 — hohe Bedeutung für die britische See- und Weltherrschaft. Erstens bietet Zypern stets einen Wachtposten gegen Rußlands Vordringen dnrch die Dardanellen; zweitens ist es ein Ausfalltor gegen die Türkei, falls sie sich einmal widerspenstig gegen Albion zeigen sollte; drittens bildet es einen wichtigen Vorposten zum Schutze des Sueskauals und Ägyptens. Ägypten hat im 19. Jahrhundert für die allgemeine Weltpolitik eine große Bedeutung gewonnen, indem es im Welthandel und Welt* handels-Verkehre sich diejenige Stellung zurückeroberte, welche es bis zur Auffindung des Seewegs nach Ostindien so lange behauptet und ausgenutzt hatte. Der Statthalter von Ägypten schwang sich im 19. Jahrhundert zuerst zum „Vizekönig" und dann zum „Kedive" (Herrscher) empor, erkannte zwar noch die Oberhoheit des Sultans der Türkei an, schattete aber im übrigen völlig unumschränkt im Lande der Pharaoueu, in welchem nun auch die europäische Kultur Eiugaug fand. Wichtig war vor allem, daß der französische Graf Ferdinand vonlesseps den Plan faßte, den Sneskanal zu bauen und so einen kurzen und bequemen Seeweg nach Asien und vor allem nach Indien zu schaffen. Schon im Altertume hatte mau (um 500 v. Chr.) die Landenge zwischen dem Roten und dem Mittelländischen Meere durchstochen, aber dieser Kanal war von den Arabern zugeschüttet worden (im 8. Jahrhundert). Lesseps gründete zuerst eine Aktiengesellschaft, die nach und nach beinahe eine halbe Milliarde Franken aufbrachte. Einen namhaften Teil davon übernahm der Kedive selbst, einen andern die reichen Franzosen; nur die Engländer beteiligten sich nicht. Der Ban selbst stieß auf ungeheure Schwierigkeiten. Zuerst _ mußte man einen Süßwasserkanal bauen, um Trinkwasser vom Nil nach dem Isthmus zu leiten, wo ein Heer von mehr als 20000 Arbeitern im Wüstensande fast verschmachtete. Der Kanal selbst ist rund 160 km lang, 8 m tief, 58—100 m breit an der Oberfläche, während die Sohlbreite 22 m beträgt. 1859 begann man den Durchstich. Nebeu den technischen Schwierigkeiten gab es ungeheure geldliche und politische zu überwinden. Frankreich tat unter Napoleon Iii. alles, um die Vollendung des Riesenwerkes zu sichern und zu fördern. England und die Türkei aber hinderten das Unternehmen, soweit sie es vermochten. Doch ward der Kanal 1869 vollendet und „in Gegenwart der französischen Kaiserin Engenie, des Kaisers von Österreich, des Kronprinzen Friedrich und andern Fürstlichkeiten prunkvoll eingeweiht. Nur England hielt sich fern und sandte nicht einmal einen Vertreter; denn es erblickte in dem neuen Kunstfeewege eine schwere Gefährdung seines indischen Reiches. Aber um so leidenschaftlicher suchte es diesen bequemen und nützlichen Zugang in seine Hand zu bringen; kürzte er doch die Fahrt nach Indien um volle drei Wochen ab! Da der Kedive (Ismail Pascha) sich durch seine Prachtliebe und
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