Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 71

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 71 — in Berlin) stellte man die Grenzen zwischen den einzelnen Kolonien im allgemeinen fest. Der „Kongostaat" ward als unabhängig anerkannt und bestimmt, daß nur wirkliche Besetzung und Verwaltung emes Landes Hoheitsansprüche begründe. Durch diesen Kongovertrag erhielt nicht nur Belgien den Kongostaat, verbürgte man nicht bloß Portugal seinen afrikanischen Besitz, sondern es wurden auch England gewisse Beschränkungen und Begrenzungen auferlegt. Immerhin gewann es das gewaltige Nigerbecken bis ein den Tschadsee. Hierzu kommen noch drei weitere, wenn auch viel kleinere Gebiete in Westafrika (Goldküste mit Hinterland, Sierra Leone, Gambia). Alles in allem ist der britische^ Besitz Afrikas (ohne Ägypten und Nubien) auf rund 7 Millionen Geviertkilometer zu veranschlagen, wogegen der französische auf 9,8 Millionen, der deutsche auf 2,4 Millionen, der portugiesische auf 2 Millionen qkm. Da man Ägypten nebst dem englisch-ägyptischen Sudan ans 2,6 Millionen qkm schätzt, so ergibt sich, daß das britische und das französische Kolonialreich in Afrika beinahe gleich groß sind. Beide gingen eben von dem Grundsätze aus: Je mehr Afrika, desto besser. Darum trachteten sie vor allem nach mehr Land, mehr Afrika. Sie wollten bei der Aufteilung Afrikas nicht zu kurz wegkommen; denn wenn auch viele Gebiete Afrikas vorläufig fast völlig wertlos sind, so liegen in den meisten doch verborgene Schätze, die nur der Hebung bedürfen; seien dies Mineralfchätze,_ seien dies tropische Gewächse (Baumwolle, Kakao, Kaffee, Tee, Kautschuk- und Gummibäume, Palmen usw.), seien dies Gebiete, die sich für Siedlung, Ackerbau und Viehzucht eigneten. . In Amerika waren im 19. Jahrhundert neue koloniale Erwerbungen ausgeschlossen. So hat sich England im letzten Jahrhundert geradezu mit Kolomal-gebieten gesättigt. Seit 1870 gewann es allein ein Reich von mindestens 7 Millionen Geviertkilometern mit etwa 125 Millionen Einwohnern. Heute umfaßt das gesamte britische Weltreich 29,1 Millionen qkm mit etwa 390 Millionen Einwohnern. Das heißt: ein Drittel des festen Landes und mehr als ein Viertel der Menschheit stehen unter dem Zepter Albions, desselben Englands, das vor 300 Jahren kaum 5—6 Millionen Bewohner zählte. Vor solch gewaltiger Leistung muß man staunen und ihr hat jeder Bewunderung und Achtung zu zollen. Ein solch gewaltiges Kolonial- und Weltreich hat noch niemals bestanden und konnte früher auch nicht bestehen. Erst die neuert Verkehrsmittel ermöglichten den Aufbau und Bestand eines solchen Riesenreiches, das sich über die ganze Erde und das Weltmeer erstreckt. Erst die Dampfer, die Bahnen, die Telegraphen, die Kabel, die Telephone, die Funksprüche: sie lassen den machtvollen Willen der Leiter überall zur Geltung kommen. Aber unterstützt wird diese Allgegenwärtigkeit, diese Beherrschung der Verkehrsmittel durch die machtvolle Flotte, die jeden Widerstand im Keime erstickt.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer