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1. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 84

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 84 - der britischen Marine ist der Angriff. Die Zerstörung der feindlichen Flotte ist das Ziel des Seekrieges". In 1—2 Monaten habe die englische Flotte, so erklärte das britische Flottenamt, jede feindliche Flotte vernichtet oder in ihre Häfen eingeschlossen. 40 Flottenstützpunkte beherrschen das Weltmeer und alle Meeresstraßen, welche durch das Mittelmeer und den Sueskaual oder um Südafrika, Südamerika nach Asien und Australien führen. Viele sind zu stark befestigten Stationshäfen (rote Gibraltar, Bombay, Hongkong) ausgebaut, überall aber finden die britischen Kriegs- und Handelsschiffe große oder kleine Kohlenläger, Magazine aller Art, Werften mit Trocken- oder Schwimmdocks, Werkstätten für Ausbesserungen usw. Kurz, überall aus dem weiten Ozean ist der Brite und vor allem das britische Schiff zu Hause und nirgends findet es verschlossene Türen, nirgends wird es angstvoll abgewiesen, überall kann es sich versehen mit dem, was ihm not tut. Dies gibt der britischen Seemacht eine ungeheure, ja erdrückende Überlegenheit. Dennoch beargwöhnte man in England den fortschreitenden Bau unserer Flotte, welche selbst nach ihrer Vollendung der britischen nicht gewachsen ist. Man blickt eben in London stets schon weit voraus in die Zukunft und fürchtet nicht die gegenwärtige, sondern die zukünftige deutsche Flotte, nicht das gegenwärtige Deutsche Reich, sondern das zukünftige „größere" Deutschland. Daher versöhnte es sich mit Frankreich und Rußland und schloß mit Japan ein Bündnis; daher zog es Italien auf feine Seite, um den Dreibund zu lockern. Daher nahm cs in der Marokkofrage recht augenfällig Partei für Frankreich und siegen Deutschland. Dies zeigte sich besonders auf der Konferenz zu Algesiras (1906), auf der die marokkanische Frage erledigt ward. Wenn diese Konferenz nicht scheiterte, so dankt man dies der Klugheit und Mäßigung der deutschen Staatsmänner. Gewiß hat Deutschland Frankreich viel Rechte in bezug auf Marokko eingeräumt und dies hat sich beeilt, davon einen recht ausgiebigen Gebrauch zu machen und sofort Udschda besetzt und Kasablanka zusammengeschossen und besetzt, weil einige Franzosen von der blindwütigen Volksmenge erschlagen worden waren. Man hat aber in Deutschland auch erwogen, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine kriegerische Auseinandersetzung für uns nicht günstig ist. In Frankreich rechnete man bestimmt mit der Landung britischer Truppen in Schleswig-Holstein. Dennoch scheint man in London allmählich erkannt zu haben, daß die deutschfeindliche Politik für England nicht günstig ist. Daher trug man selbst eifrig dafür Sorge, daß bessere Beziehungen angeknüpft wurden, und der deutsche Kaiser ward bei seinem Besuche in London (1907 im November) ungemein herzlich empfangen. Nichtsdestoweniger haben wir alle Ursache auf unsrer Hut zu sein und ruhig unsre Flotte zu vermehren. In England wird es stets Kreise geben, welche sich von der Vernichtung der deutschen Handels- und Kriegsflotte wie des
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