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1. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 147

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 147 — ganz in sich aufsaugen gleichwie die andern Völkerschaften im Bereiche der Stefanskrone. Sie setzten den pflichtgemäßen Unterricht in Madjar ifch zuerst in den Volksschulen durch und dehnten ihn dann auch auf die Mittelschulen aus. In jüngster Zeit suchte die tnadjarische Regierung durch ein neues Schulgesetz die ntadjarische Sprache zur alleinherrschenden Schulsprache zu machen und namentlich^ die deutsche zu verdrängen. Dadurch geriet das Deutschtum in Siebenbürgen, Banat usw. in arge Bedrängnis, aber es ward dadurch auch in seinem nationalen Gefühl aufgerüttelt und überall regt sich jetzt der Deutsche, um den Angriff auf seine Sprache, sein Volkstum, seine Kultur abzuwehren. In Galizien suchen die Polen die Deutschen und Rutheueu zu entvolklichen, im Süden die Italiener das Deutschtum. Alle nichtdeutschen Völkerstämme in „Zis und Trans" möchten am liebsten die Deutschen entdentschen. Sie wollen eben nicht bloß ihre Sonderart erhalten, sondern sich auch auf Kosten des staaterhaltenden und kultursörderudeu Deutschtums ausbreiten. Die Verslawung Österreichs aber triebe einen deutsch- und reichsfeindlichen Keil tief ins Deutsche Reich hinein und bildete so eine starke, stete Gefahr für uns. Käme hierzu noch die Entdentschnng der ungarländischen Deutschen, so erlitte nicht bloß das Deutschtum, das deutsche Volk und die deutsche Kultur und Sprache ungeheure Verluste, sondern auch die Weltwirtschaft und die Weltstelluug des Deutschen Reiches würde geradezu erschüttert. Deshalb wäre diese Verslawung und Vermadjarnng der Deutschen in Ost- und Westleithanien nicht eine innerösterreichische und innerungarische, sondern eine reichsdeutsche Angelegenheit von höchster Wichtigkeit und das Deutsche Reich könnte hier nicht tatenlos zuschauen, wie man die Wurzeln seiner Größe untergräbt. Dies gibt uns ein Recht, die nationalen und sprachlichen Vorgänge und Kämpfe im Habsburgischen Reiche mit gespanntester Aufmerksamkeit zu verfolgen. Bis jetzt ist noch nirgends ein wirklicher Ausgleich erzielt, noch kaum in Sicht. Dies alles mindert die politische Bedeutung der Habsburgischen Macht. Selbst auf das Bündnis mit Deutschland wirken diese Kämpfe höchst ungünstig ein. Die Tschechen und Polen befehden heftig das Bündnis mit Deutschland und liebäugeln nebst den Madjaren mit Frankreich und allen andern Feinden oder Gegnern Deutschlands. So findet das Bündnis nur bei den Deutschen Österreichs und Ungarns ungeteilte, völlige Zustimmung, ja sie fordern schon einen engeren Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich. Der Bündniswert Österreichs und Ungarns ist infolgedessen nicht ungeschmälert geblieben. In einem Kriege zugunsten Deutschlands ist auf das öfter« reichisch-ungarische Heer kein voller Verlaß. In manchen flawifch-mad-jarischen Regimentern müßte man sich auf Fahnenflucht und voreilige Waffenstrecknng in großem Maßstabe gefaßt machen. So liegt es auch in unserm Vorteil, wenn endlich die Völker- und Sprachkämpfe beige- 10*
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