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1. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 148

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 148 — legt und die notwendige öffentlich-rechtliche und kulturliche Vorzugsstellung der deutschen Sprache verfassungsmäßig festgelegt würde. Dazu gehört auch die unbedingt deutsche Heeressprache und der pflichtgemäße Unterricht m Deutsch für alle Schulen und Klassen, damit alle Untertanen in die deutsche Staatssprache, die zugleich die Kultur-, Verkehrsund Handelssprache des Reiches bildet, eingeführt werden. Unter solchen Voraussetzungen und Bedingungen wäre es dann wünschenswert, daß das Bündnis zwischen Wien und Berlin zu einem dauernden Schutz- und Trutzbündnis auf verfassnngsmäßiger Grundlage erweitert würde. Denn Deutschland und Österreich-Ungarn haben die Aufgabe, dem allslawischen Vordringen des Zarenreiches Einhalt zu gebieten. Aus diesem Grunde war es ein Vorteil, daß Österreich 1879 Bosnien nebst der Herzegowina besetzen konnte. Durch sein Bündnis mit Deutschland gedeckt, vermochte es dem Zaren auf dem Balkan wirksam entgegenzutreten und die Unabhängigkeit der Balkanstaaten zu verbürgen. Da Rußland seit einem Jahrzehnt durch die asiatischen Fragen völlig in Anspruch genommen ward, so willigte es in Mürzsteg (1897) ein, den gegenwärtigen Zustand auf dem Balkan aufrecht zu erhalten. Doch kann das für die Habsburger nur ein vorläufiges Ziel sein, nicht das endliche und höchste. Deutschland und Österreich-Ungarn haben triftige Gründe, sich mit dem Sultan aufs engste zu verbinden. Dabei könnte der Sultan zugunsten Österreichs auf Albanien und Mazedonien verzichten, natürlich unter reichlicher Geldentschädigung. Dies wäre für das türkische Reich ein großer Vorteil; denn die wirtschaftliche und kulturliche Hebung Kleinasiens, Mesopotamiens und Syriens mit Palästina ist eine Hauptaufgabe und Hauptbedingung für die Zukunft des Osmanentnms. Art dieser Hebung und Erschließung würden sich Deutschland und Österreich in erheblichem Maße beteiligen. Italien, das ja als romanische Nation sich zu Frankreich hingezogen fühlt und wegen feiner Ansprüche auf Südtirol und Jstrieu sowie auf Albanien ein Feind Österreichs ist, bildet überhaupt keine Verstärkung des Bündnisses mehr und sollte sobald als möglich seinen Austritt vollziehen. Es ist doch nur ein Hemmnis der Einigkeit und Festigkeit des Bündnisses und mag mit andern seine Belange zu fördern suchen. Ist Italien aber ausgeschlossen aus dem „Dreibund", dann hat es volle Rücksicht auf das mächtigere Österreich-Ungarn zu nehmen und muß auch dem gefährlichen Treiben der „Jrredentisten", der allitalienischen Wühler, die österreichische Gebiete erstreben, Einhalt gebieten. Der neue Dreibund: „Deutschlaud-Habsburg-Türkei" bildete in weltpolitischer Hinsicht einen starken Schutzwall gegen die Übermacht Rußlands wie Albions im Bereiche Vorderasiens und des östlichen Mittelmeeres. Er wäre die Errichtung einer fast uuübersteiglichen Wehrmauer, die sich durch Mitteleuropa und Vorderasien bis an den
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