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1. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 172

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 172 — erbaut. Da aber der Westen immer mehr aufblühte, da auch der Sueskaual den hohen Wert solcher Kunstseewege klar erwies, ließ die Union die verschiedenen in Betracht kommenden Kanalpläne näher untersuchen. 1879 entschied sich ein Kongreß auf den Vorschlag von Lesseps, dem Erbauer des Sueskauals, für die Panamalinie, obgleich England und die Vereinsstaaten diese nicht wünschten. 1881 begann die Panamagesellschaft mit dem Durchstich. Da verlangten die Vereinsstaaten die ausschließliche Oberaufsicht über den neuen Kanal und das Recht, ihn durch Befestigungen zu schützen. Doch die Panamagesellschaft geriet in Zahlungsschwierigkeiten und mußte 1889 ihre Arbeiten einstellen. Dieser Panamakrach schlug dem französischen Sparer tiefe Wunden. Während des Burenkrieges ließ sich die Union die Gelegenheit nicht entgehen, das geschwächte England zum Verzicht auf den ihr unbequemen Clayton-Bnlwer-Vertrag zu bewegen. Nunmehr bekam die Union völlig freie Hand. Sie ließ den ungünstigem Nikaraguaplan fallen und kaufte der Panamagesellschaft den Besitz ab. Um aber Kolumbien auszuschalten, ward nach berühmtem und bewährtem Muster die „Republik Panama" ins Leben gerufen ( 1903), die sofort mit der Union einen Vertrag schloß, kraft dessen dieser die unumschränkte Verfügungsfreiheit über den Kanal zusteht. Nun wird die Union alle Kräfte anspornen, den Kanal zu vollenden, dessen wirtschaftliche, politische und militärisch-maritime Vorteile fast einzig der Union zugute kommen werden. Dieser Seeweg wird „wesentliche Umwälzungen im überseeischen Verkehr weniger durch die größere Bequemlichkeit oder Abkürzung der Durchfahrt zur Folge haben, als durch die Verschiebung im Wettbewerbe um Absatzgebiete und Bezugsquellen, die sie herbeiführt". Schon 1852 verkündete ein vereinsstaatlicher Staatsmann: „Der Stille Ozean, feine Küste, seine Inseln und das ungeheure Gebiet jenseits werden der Hauptschauplatz der Ereignisse der Welt künftig werden"; und in Washington rief man: „Die Südsee ist unser Meer". Doch haben die Vereinsstaaten hier ihre Hoffnungen entschieden zu weit gespannt. Die Zeiten sind nicht mehr der Aufrichtung einer Allein- oder auch nur überwiegenden Vorherrschaft günstig. Die neueste Weltpolitik kennt nur noch einen Gleichgewichtszustand der Hauptmächte. In ihnen bildet auch die Union nur ein Glied, wenn auch eins von wachsender Bedeutung. Zwar hat England durch seinen Verzicht auf den Clayton-Bnlwer-Vertrag den Anspruch auf die unbedingte Seeherrschaft aufgegeben, aber die Union hat damit noch lange nicht die erstrebte Alleinherrschaft auf dem Stillen Ozean erreicht. Je mehr dieser von Handels- und Kriegsdampfern durchfurcht wird, desto heftiger wird der Kampf um ihn entbrennen. Die Vereinsstaaten hofften, der Schwerpunkt der Weltpolitik werde sich von Europa nach ihrem Reiche verlegen und sie würden die Vormacht der Welt bilden. Aber seit dem russisch-
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