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1. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 175

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 175 — in diesem Sinne. Der bremische Kaufmann Lüderitz kaufte 1883 die nach ihm benannte Lüderitzbucht in Südwestaftika samt der Umgebung und Bismarck stellte 1884 dies Gebiet unter deutschen Schutz. Nun ging es rasch vorwärts und bald hatte das Deutsche Reich mehrere Kolonien: Deutsch-Südwestafrika, Kamerun, Togo, Deutsch-Ostafrika, Kaiser-Wilhelms-Land mit den benachbarten Inselgruppen in der Südsee. Freilich verzichtete es im Sansibar- und Witu-Vertrage auf weite Gebiete in Ostafrika. Seitdem hat es nur noch die Karolinen-, Marianen- und Palaninseln, sowie Samoa und Kiautschon erworben. Alles in allem umfaßt Deutschlands Kolonialbesitz rund 2y2 Millionen qkm, erreicht etwa den vierten des französischen und den zwölften Teil des britischen Kolonialreiches. Der deutsche Kolonialbesitz ist aber nicht nur verhältnismäßig klein, sondern auch sonst noch unzureichend. So muß das Deutsche Reich sehen, daß es ihn zweckmäßig abrunden kann, durch Kauf usw. Die Kolonien haben namentlich folgende Aufgaben zu erfüllen: 1. Sie müssen als Pflanzungsgebiete uns mit den unentbehrlichen tropischen Erzeugnissen: Baumwolle, Kautschuk, Hans, Kaffee, Kakao, Tee, Palmöl, Gewürzen usw. versorgen, damit wir nicht in verderbliche Abhängigkeit vom Auslande geraten. Wenn wir auch niemals unsern vollen Bedarf an diesen Erzeugnissen in unsern überseeischen Besitzungen decken können, so sind wir dem Auslande wenigstens nicht auf Gnade und Ungnade preisgegeben. 2. Sie müssen uns einen Teil unsers Bedarfs an Nahrungsmitteln decken: Getreide, Vieh usw. 3. Sie müssen uns einen Teil unsrer gewerblichen Erzeugnisse abnehmen. 4. Sie müssen unserm Handel, unsrer Seemacht und unsrer Schifffahrt Stützpunkte bieten. 5. Sie sollen einen Teil unsrer Auswandrer aufnehmen (Siedlungsgebiete: Neusaß). 2. Das Deutsche Reich als Weltmacht. Bismarck lehnte es ab, für den Balkan die Knochen eines pommerischen Grenadiers zu opfern; das war für die damaligen Verhältnisse richtig. Inzwischen ist aber das Deutsche Reich in die Weltpolitik unaufhaltsam und unauflösbar verflochten worden. Seine Volkswirtschaft hat sich zur Weltwirtschaft erweitert. 1906 betrug der Wert unsers Außenhandels ohne Edelmetalle 14380 Millionen Mark und stand nur um rund 3500 Millionen hinter dem britischen zurück. Etwa 10 Milliarden waren davon auf die See angewiesen. Aber nichts wäre gefährlicher, als wenn wir unsere gesamte Volkswirtschaft auf die Ausfuhr, den überseeischen Handel und die ausländischen Unternehmungen zuschneiden wollten. Die Weltwirtschaft hat nicht
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