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1. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 42

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 42 — Thoren seines Schlosses, und lauter Jammerruf durchdringt das Haus. Boten sind angekommen und verkünden den Einbruch der Ungarn. Sie berichten von brennenden Dörfern, zertretenen Saaten, blutigen Greuelthaten, von Flucht und Not deutscher Einwohner. Da wurde des Kaisers Blick finster. Er sprang auf, schlug dröhnend an seinen Schild, und bald stoben die Boten hinaus nach allen Gegenden des Reichs, um die deutschen Stämme zur kaiserlichen Fahne zu rufen. Da brannten auf den Bergen die Kriegsfeuer, und von den Türmen herab klang der Kriegsruf der Glocken. Am Rheine, an der Donau und an den Ufern der Elbe, allüberall im deutschen Vaterlande griffen die Männer zu den Waffen und zogen in zahlosen Zügen herbei. Da kommt das Volk der Sachsen. Unter ihnen sieht man stattliche Reiter aus Friesland und führte Jäger vom Harz. Die Sachsen unterscheiden sich von den übrigen Stämmen durch ihre große Gestalt und ihren blonden Bart. Sodann marschieren die Franken heran. Diese Leute sind in blanke Panzer gekleidet und mit dem Helmbusche geschmückt. Wehende Fahnen ragen aus der Menge hervor, und unter den Klängen rauschender Musik ziehen sie im Lager des Kaisers ein. — Auch die Bayern kommen herzu. Schon von weitem erkennt man sie an dem Banner mit den beiden Löwen. Trotzig und bieder schreiten sie einher. Unter lautem Jubelgesang erscheint ein vierter Zug — die Schwaben. Unter ihnen sind viele edle Herren, aber auch die Bürger aus den Städten sind zahlreich vertreten. So haben sich in des Kaisers Lager die deutschen Stämme kampf- bereit eingefunden. Vor dem kaiserlichen Zelte weht das deutsche Banner, geschmückt mit dem Bilde des Erzengels Michael. (Zu Ehren dieses Engels wird das Michaelisfest gefeiert.) Das Lager stand da, wo Lech und Wertach sich vereinigen, bei der Stadt Augsburg. - Zwischen beiden Flüssen liegt eine weite Ebene, das Lechfeld. Kein Bauin, kein Strauch, nur kurzes Gras bewachst die endlose Fläche. Dort lagern die Rotten der Ungarn. Zahllos, wie der Sand am Meere, sind ihre Scharen. Da wühlt und wimmelt es auf dem breiten Felde, und tausend Feuer erleuchten in der Rocht das Lager. Man hört bis weit in die Ferne das Klirren ihrer Waffen, den Hufschlag ihrer Rosse. Manche tragen ein eisernes Schuppenhemd am Leibe und einen Helm mit Stierhöri'.ern auf dem Kopfe. Aus Schädelbechern trinken sie Wein und fingen dabei gelle Lieder. Sie singen von ihrem wilden, lustigen Räuberleben. Das freie Feld ist unser Vaterhaus, die Milch der Pferde unsere erste Nahrung gewesen. Auf Rossesrücken ziehen wir durch die Welt und freuen uns, wenn hinter uns die Dörfer rauchen, wenn die Leute erschlagen aus der Straße liegen und eine Beute der Wölfe und Geier werden. Unsere spitzen Pfeile und krummen Schwerter werden morgen die zitternde Welt erobern.
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