Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 50

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 50 — fühlen, die ihre Befehle aus Rom, von dem Nachfolger Petri, dem Stellvertreter Gottes und Christi auf Erden, erhielt. Schien dieses Gebot, so tief es in das Leben einschnitt, den Kaiser weniger zu berühren, so war ein zweites für seine Machtstellung von großer Bedeutung. Das betraf die Belehnung der Geistlichkeit (Investitur). Es war nämlich bisher Sitte- gewesen, daß die deutschen Fürsten die Bischöfe und Äbte selbst wählten. Sie übergaben ihnen Ring und Stab, die Zeichen ihrer Würde. Nun geschah es zuweilen, daß sich ein Fürst für Erteilung einträglicher Bistümer und Abteien große Geldsummen zahlen ließ oder auch sonst mit großer Willkür die geistlichen Stellen besetzte, sodaß oft unwissende und unwürdige Männer in geistliche Ämter gelangten. Die Erwerbung eines solchen Amtes durch Geschenk oder Kauf nannte man Simonie, indem man das Vergehen mit dem des Simon verglich, der auch Geld geboten hatte für die Gabe, Wunder zu wirken. (Apostelgesch. 8, 18.) Nun bestimmte der Papst Gregor Vii., daß die Bischöfe und Äbte ihre Würde nicht mehr aus den Händen des Kaisers empfangen durften. Sie sollten ihr Amt einzig und allein dem römischen Stuhl verdanken und nur dem Papste den Eid des Gehorsams schwören. Heinrich Iv. hatte nun auch Bischöfe eingesetzt, die ihm für das Amt Gelder übermittelt hatten. Gregor belegte die Bischöfe mit dem Banne und verlangte vom Kaiser, daß er sie entlassen, er selbst aber binnen sechzig Tagen in Rom erscheinen und von einer geistlichen Versammlung Rechenschaft ablegen sollte von den gegen ihn angebrachten Beschuldigungen. Heinrich war über eine solche Zumutung erstaunt und entrüstet. Er versammelte die deutschen Bischöfe in Worms und ließ hier die Absetzung über den Papst aussprechen. Dazu schrieb er einen sehr heftigen Brief, der mit den Worten begann: „Heinrich, nicht durch Anmaßung, sondern nach Gottes frommer Anordnung, König an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch." Am Schlüsse dieses Schreibens aber hieß es: „Du also, verdammt durch aller unserer Bischöfe und durch unseren eignen Spruch, steige herab, verlaß den angemaßten Stuhl Petri! Ein anderer besteige den apostolischen Thron, der nicht Gewalt hinter frommen Geberden verstecke, sondern die reine Lehre Petri verkünde. Ich, Heinrich, von Gottes Gnaden König, samt allen meinen Bischöfen spreche zu dir: Steige herab, steige herab!" Darauf sprach nun der Papst jenen Bannfluch aus, der den Kaiser mit einem Schlage in die bitterste Not brachte. Das Volk fiel von von ihm ab, die deutschen Fürsten verließen ihn, niemand wollte dem Gebannten Gehorsam leisten. 6. Welche Mittel mußte Heinrich anwenden, um die kaiserliche Macht wieder zu erlangen? Wir wollen uns doch einmal in den Seelenzustand des Kaisers versetzen. Wilder Zorn, Verzagtheit, Reue kämpfen in seinem Herzen und lassen ihn Tag und Nacht in fieberhafter Erregung.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer